Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Miniaturmalerei. 
anfertigeil zu lassen und zu leitenä), für den gewöhnlichen 
Bedarf aber waren es die Schreiber, welche Werkstätten hielten 
und darin die Arbeiten der Bubricatoren und lllnminatoren aus- 
führen liessenkä). Dabei trat dann, wie wir aus mehreren nicht 
völlig vollendeten Werken dieser Art ersehen, innerhalb der 
Werkstatt eine weitere Theilung der Arbeit ein. Zunächst näm- 
lich wurde durch den ganzen Codex oder doch durch einen be- 
trächtlichen Theil desselben die Zeichnung gefertigt und erst 
nach ihrer Beendigung das Coloriren begonnen. Aber auch dies 
geschah nicht durch ununterbrochene Vollendung der einzelnen 
Bilder, sondern so, dass der Maler, um den Zeitverlust des Rei- 
nigens oder Wechselns der Pinsel zu vermeiden, so viel wie 
möglich jede Farbe durch den ganzen Codex, überall Wo sie vor- 
kommen sollte, auftrug. Da man, wie an sich wahrscheinlich ist 
und in einzelnen Fällen nachgewiesen werden kann, in der Regel 
nicht im gebundenen Buche, sondern in einzelnen Lagen des 
Pergamentes malte, so konnte auf diese Weise, neben dem zeich- 
nenden Meister eine ganze Zahl von Gesellen zugleich an dem- 
selben Manuscripte beschäftigt werden. Zuerst kommt dabei 
nach der Zeichnung die etwaige Untermalung, etwa die, auf der 
später Gold angebracht werden sollte, dann werden die Hinter- 
gründe gefärbt, dann die verschiedenen Farben der Gewänder 
eine nach der anderen aufgetragen, endlich die Fleischtheile an- 
gelegt, damit der Meister sie zuletzt vollständig ausführe und 
die Bilder in Harmonie setzemääß). Wahrscheinlich wurden die 
4') In den Rechnungen der letzten Herzogin von Brabant wird in den 
Jahren 1381 und 1382 die Summe von 210 Mutones gezahlt, pro uno libro 
integraliter facto, quem seribi fecit et illuminavit Johannes von Woluwe. 
Bei anderen Posten der Rechnung kommt derselbe Johannes als illuminator 
und pictor vor; er hat daher nur den Auftrag gehabt und die Schrift von An- 
deren machen lassen. De Laborde, ducs de Bourgogne II, 2, S. 289. 
"Q Dadurch erklärt sich, dass Merlo (Nachtrag S. 188] bei seiner sorgfäl- 
tigen Durehforschung der Kölnischen Urkunden in der ganzen ersten Hälfte 
des vierzehnten Jahrhunderts nur zwei llluminatoren, aber eine Unzahl von 
Schreibern vorfand. Offenbar lieferten diese auch die gewöhnlichen Bücher- 
malereien, während nur die ausgezeichneteren Künstler, welche die Besorgung 
der Schrift ablehnten, sich als Illuminatoren bezeichneten. 
ß") Ganz unzweifelhaft ergieht sich dies Verfahren aus dem Turnierbuche 
des Herrn von Gruithuyzen und der französischen Bibel Philipjfs von Burgund,
	        
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