400
Miniaturmalerei.
anfertigeil zu lassen und zu leitenä), für den gewöhnlichen
Bedarf aber waren es die Schreiber, welche Werkstätten hielten
und darin die Arbeiten der Bubricatoren und lllnminatoren aus-
führen liessenkä). Dabei trat dann, wie wir aus mehreren nicht
völlig vollendeten Werken dieser Art ersehen, innerhalb der
Werkstatt eine weitere Theilung der Arbeit ein. Zunächst näm-
lich wurde durch den ganzen Codex oder doch durch einen be-
trächtlichen Theil desselben die Zeichnung gefertigt und erst
nach ihrer Beendigung das Coloriren begonnen. Aber auch dies
geschah nicht durch ununterbrochene Vollendung der einzelnen
Bilder, sondern so, dass der Maler, um den Zeitverlust des Rei-
nigens oder Wechselns der Pinsel zu vermeiden, so viel wie
möglich jede Farbe durch den ganzen Codex, überall Wo sie vor-
kommen sollte, auftrug. Da man, wie an sich wahrscheinlich ist
und in einzelnen Fällen nachgewiesen werden kann, in der Regel
nicht im gebundenen Buche, sondern in einzelnen Lagen des
Pergamentes malte, so konnte auf diese Weise, neben dem zeich-
nenden Meister eine ganze Zahl von Gesellen zugleich an dem-
selben Manuscripte beschäftigt werden. Zuerst kommt dabei
nach der Zeichnung die etwaige Untermalung, etwa die, auf der
später Gold angebracht werden sollte, dann werden die Hinter-
gründe gefärbt, dann die verschiedenen Farben der Gewänder
eine nach der anderen aufgetragen, endlich die Fleischtheile an-
gelegt, damit der Meister sie zuletzt vollständig ausführe und
die Bilder in Harmonie setzemääß). Wahrscheinlich wurden die
4') In den Rechnungen der letzten Herzogin von Brabant wird in den
Jahren 1381 und 1382 die Summe von 210 Mutones gezahlt, pro uno libro
integraliter facto, quem seribi fecit et illuminavit Johannes von Woluwe.
Bei anderen Posten der Rechnung kommt derselbe Johannes als illuminator
und pictor vor; er hat daher nur den Auftrag gehabt und die Schrift von An-
deren machen lassen. De Laborde, ducs de Bourgogne II, 2, S. 289.
"Q Dadurch erklärt sich, dass Merlo (Nachtrag S. 188] bei seiner sorgfäl-
tigen Durehforschung der Kölnischen Urkunden in der ganzen ersten Hälfte
des vierzehnten Jahrhunderts nur zwei llluminatoren, aber eine Unzahl von
Schreibern vorfand. Offenbar lieferten diese auch die gewöhnlichen Bücher-
malereien, während nur die ausgezeichneteren Künstler, welche die Besorgung
der Schrift ablehnten, sich als Illuminatoren bezeichneten.
ß") Ganz unzweifelhaft ergieht sich dies Verfahren aus dem Turnierbuche
des Herrn von Gruithuyzen und der französischen Bibel Philipjfs von Burgund,