Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Miniaturmalerei. 
grossen Festigkeit ihrer markigen Buchstaben sehr rasch schrie- 
ben, dann das der Rubricatoren, welche die in grösscren 
Lettern auszuführenden Blatt- und Kapitelüberschriften sowie 
die einfachen Initialen hinzufügten, endlich das der Illumina- 
toren , welche die reichen Initialen, ltandverzierungen und be- 
sonders die Bilder ausführten. Da sich der Besteller mit diesen 
einzelnen Arbeitern nicht wohl in Verbindung setzen konnte, be- 
durfte man eines Unternehmers, Welcher die Art und Weise der 
Ausführung, die Zahl der Bilder u. dergl. bestimmte. Zuweilen 
fanden sich wohl schon Buchhändler, welche auf Speculation 
kostbare Werke fertigen liessen und reichen Bücherliebhabern 
zum Kaufe anbotensi), in der Regel aber war es nach der Natur 
der Sache der Schreiber, welcher, weil seine Arbeit die Grund- 
lage bildete, die anderen Arbeiter leitete. Dem Rubricator, dem 
man ein näheres Eingehen auf den Inhalt nicht zumuthen konnte, 
zeigte er in der für die Initiale gelassenen Lücke den auszuma- 
lenden Buchstaben mit kleiner Schrift an und gab ihm für die 
Blattüberschriften in besonderer am äussersten Rande des Blattes 
geschriebener Notiz Anweisung dir). Der Illuminator stand na- 
ü) Es mag richtig sein, wie Kirchhoü" (über die Handschriftenhändler des 
Mittelalters in Neumann's Serapeum, Jahrg. XIII, 1852, S. 257 1T.) annimmt, 
dass die gewöhnlichen, für den Bücherbedarf der Studirenden auf den Univer- 
sitäten sorgenden und der Oontrolle und Taxe der Universität unterworfenen 
Stationarii oder Librarii sich in der Regel nicht mit der Bestellung kostbarerer 
Werke befassten; allein jedenfalls verkauften sie als Mäkler (vergl. oben Bd. V, 
S. 647) auch Manuscripte mit Malereien, da, wie wir ebenda gesehen haben, 
die reichen Studenten gern mit solchen prunkten. Dass demnächst am Ende 
des vierzehnten Jahrhunderts und im fünfzehnten Buchhändler existirten, wel- 
che auch höchst kostbar gemalte Werke für eigene Rechnung verkauften, ergiebt 
sich unzweifelhaft aus dem Verkehr, welchen Philipp der Kühne mit den Buch- 
händlern Dyne Rapoude und Jaques Raponde (Lombarden, aber in Paris an- 
sässig) hatte, die ihm solche Werke zur Ansicht schickten (Barrois, Bibliotheque 
prototypographique, Paris 1840], sondern auch aus der Notiz in einem Codex 
der Heidelberger Bibliothek vom Jahre 1447, in welcher ein gewisser Dietrich 
Loubes in Hagenau im Elsass eine Reihe von Büchern aufzählt, die man bei 
ihm haben könne und dabei mehrere ausdrücklich als "gemalt" bezeichnet. 
Kirchhoff a. a. O. S. 310. 
 Dies fand ich in einer lateinischen Bibel des Berliner Kllpferstichka- 
binets vom Anfange des vierzehnten Jahrhunderts. Auf der ersten Seite einer 
neuen Lage des Pergaments, deren Text noch dem Buche Hiob angehört, stehen
	        
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