Weltliche
Gegenstände.
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rungen so reichen Gedichte WVandnlalereien als die gewöhnliche
Zierde einer gut eingerichteten ritterlichen Blug zu betrachten;
wiederholt erwähnt er Gemächer, die mit „alten Geschichten"
bemalt, keine Lady sei, sagt er einmal ausdrücklich, die nicht
Bilder von Reitern, Falken und Hunden an der Wand habe
In England scheint nichts dieser Art erhalten, aber in Deutsch-
land besitzen wir noch zwei Wohlerhaltene Werke, welche bei
der grossen Veränderlichkeit der Wohngemächer als Beweis der
allgemeinen Verbreitung solches Schmuckes dienen können. Das
Schloss Runkelstein in Tyrol ist noch völlig mit Wandmalereien
bedeckt, Welche theils Darstellungen von allerlei ritterlicher
Kurzweil, Tanz, Ballspiel, Jagd, theils eine Art Encyklopädie
adlichen Wissens enthalten, die freien Künste, die merkwürdig-
sten Gestalten damaliger Geschichte und Sage, immer zu dreien,
neben den bekannten guten Heiden, Juden und Christen, die drei
besten Ritter, Parcival, Gawan und Iwein, die drei besten Liebes-
paare und die drei besten Schwerter, die drei stärksten Riesen
und die drei ungeheuren Weiber, dann folgt in 11 Bildern, blos in
grüner Farbe ausgeführt, die Geschichte von Tristan und Isolt,
endlich noch in 9 Fresken die eines anderen Romans, von Garel
im blühenden Es sind also genau wie bei Chaucer,
die „alten Geschichten" und die Lieblingsbeschäftigungen des
Adels. Das zweite Beispiel, nicht. in einem ritterlichen Schlosse,
sondern in einem Patricierhause zu Ulm, dem Ehinger Hofe, und
hier nur in einem Saale erhalten, ist ziemlich dunkeln allegori-
schen Inhalts, nicht ohne Humor, so dass die ritterliche Eleganz
hier mit bürgerlicher Pedanterie gemischt erscheint 323). Ill
w) S. die betreffenden Verse aus den Canterbury tales bei Fiorillo Gesch.
der zeichn. Künste in England, S. 118.
M] Fresken des Schlosses Runkelstein bei Bozen, gezeichnet von Ignaz
Seelos, erklärt von Dr. Zingerle, herausgegeben von dem Ferdinandeum zu
Innsbruck, 1859. Vergl. Mitth. der k. k. Central-Comm. 11,120 und V, 59.
Auch im Schlosse (dem älteren Kelleramtsgebäude) zu Meran sind Ueberreste
von Fresken des vierzehnten Jahrhunderts, heilige und scherzhafte Gegenstände
enthaltend und durch deutsche Verse erklärt. Vergl. dieselben Mitth. II, 324.
m") Grüneisen und Manch, Ulms Kunstleben im Mittelalter, S. 10. Die
Gruppe, von der dort eine Abbildung gegeben ist, verdankt diesen Vorzug
ihrer Abrundung, scheint aber von geringerer Hand wie die grösseren Gestalten
an den Hauptwänden.