Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

'l'afelmalerei. 
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Oder, das im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts gearbeitet 
sein mag, ist nach englischer XVeise die Gestalt nebst den 
Wappenstiicken in Messing geschnitten und in den Stein gelegt, 
mehrere Male aber sind jene vollständigen Platten aus einzelnen 
Stücken zusammengesetzt, wie zur Erleichterung eines Trans- 
portestk). Im südlichen Deutschland scheinen Grabplatten dieser 
Art ganz unbekannt, dagegen sind in Dänemark und Schweden 
an verschiedenen Orten etwa zehn gefunden, welche den Cultur- 
und Handelsverhäiltnissexl zufolge so wie dem Style nach ver- 
muthlich aus Deutschland dahin gesendet oder von deutschen 
Arbeitern dort ausgeführt sein werden M1). Die Wahrscheinlich- 
keit spricht daher bis jetzt dafür, dass diese Technik ihren Sitz 
an der deutschen Ostseeküste gehabt habe, jedenfalls aber ist die 
Schönheit dieser Platten ein Beweis des Geschmacks und der 
technischen Geschicklichkeit, und die Verbreitung derselben ein 
Zeichen des regen künstlerischen Verkehrs dieser Epoche. 
Auf dem Gebiete der Malerei ist das Wichtigste Ereiguiss, 
(lass die 'l'afelmalerei, die bisher Fast nur zu YVappen und 
Hausschildern verwendet wurde, sich mehr und mehr ausbildete 
und bald nach der Mitte der Epoche schon eine hohe künstleri- 
sche Bedeutung erlangte. Die Ursachen dieser Erscheinung sind 
mannigfaltig und mehr oder weniger schon angedeutet; Bedürf- 
niss und Technik kamen sich auch hier entgegen. Den grossen 
kirchlichen VVandmalereien hatte der gothische Styl die Flächen, 
der Verfall der grossen geistlichen Institute die immer bereiten, 
in gleichem Geiste fortarbeitenden Hände entzogen. Auch waren 
Ü So nach Lisch a. a. O. zwei Gräber im Breslauer Dome und nach Kugler 
kl. Schr. I], 327, das eine in Altehberg, beide Male mit 12 Theilen. Der 
Grabstein aus Leubus ist bei Dorst, Grabdenkmäler, Görlitz 1846, abgebildet. 
M) Die Grabtafel König Erich's und seiner Gemalin Ingeborg, beide 1319 
gestorben, in Ringstedt ist nach der von Worsae (Kongegravene iRingste-dt 
Kirke, Kiob. 1858) gegebenen Abbildung wieder vollkommen übereinstimmend 
mit den Bischofsgräbern in Lübeck, Schwerin und mit dem Abtsgrabe in St. 
Albans in England. Ausserdem sind solche Platten in Dänemark von 1360 
und von 1363 im Dome zu Ribe und von 1395 in dem in Roeskilde, in Schwe- 
den nach den Mittheilungen des schwedischen Malers Mandelgreen in Kugler's 
kl. Sehr. II, 633, in Nausis bei Abo und in Aker bei Upland. Drei andere in 
Schweden befindlich gewesene sind zerstört.
	        
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