Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

390 
Plastik. 
grosse Uebereinstimmung dieser festländischen mit jenen wenigen 
in ihrem Vaterlande gefundenen vollständigen Platten entdeckt 
haben. Allein nur genaue Zeichnungen könnten darüber den 
Ausschlag geben und daran fehlt es sowohl für Frankreich als 
für Belgiens). Gewiss ist dagegen, dass die in Deutschland, 
namentlich in Lübeck und Schwerin gefundenen jenen in Eng- 
land vorhandenen fremden Platten nicht blos im Style der Zeich- 
nung, sondern auch in den Details der architektonischen Einrah- 
inung und selbst der 'l'eppichmuster' des Grundes auf das V oll- 
ständigste gleirhcntid-t), so dass an ihrem Ursprunge aus der- 
selben Gegend und Ofticin nicht zu zweifeln ist, welche, wenn 
überhaupt in Deutschland, wohl nur in Lübeck zu suchen sein 
dürfte. Denn von den '70 bis 80 Platten dieser Art, welche man 
bis jetzt in Deutschland kenntemhk), sind '25 in Lübeck und etwa 
14 in dem benachbarten Mecklenburg und in Stralsund. In den 
anderen deutschen Ostseegegenden, in Lüneburg, Pommern, 
Preussen kommen nur Wenige, im übrigen Deutschland nur ver- 
einzelte, dann aber meistens in derselben Kirche mehrere Bei- 
spiele vor, so in der Abteikirche Altenberg bei Köln, in den 
Domen von Paderborn, Hildesheim, Naumburg, Breslau je zwei 
oder drei, im Dome von Posen sechs, in dem von Meissen sogar- 
zehn, die meisten derselben erst aus der ziveiten Hälfte des fünf- 
zehnten oder aus dem sechszehnten Jahrhundert. Ein einziges 
Mal, an dem Grabe eines schlesischen Herzogs in Leubus an der 
1') Die Grabplatte der Eheleute Copmann vom Jahr 1387 in der Kathe- 
drale von Brügge, von welcher Semper in seinem Werke: Der Stil (1860), I, 
S. "170, eine kleine Abbildung nebst vergrösserten Details giebt, zeigt keines- 
weges eine grosse Uebereinstimmung mit jenen englischen oder mit den deut- 
schen Platten, sondern ist in der ganzen Anordnung, in den Details und na- 
mentlich auch im Faltenwurfe der Gewänder abweichend. 
F") Vergl. die Abbildungen solcher Messingplatten besonders bei Milde, 
Denkmäler altd. Kunst in Lübeck, Heft 1, dann bei Kugler, kl. Schr. I, 787 
(Stralsund), Vogt, Geschichte von Preussen, Band VII (ein Bürgermeister von 
Thorn), und Schimmel, die Abtei Altenberg mit den oben angegebenen engli- 
schen Abbildungen. 
H") Das vollständigste Verzeichniss giebt Dr. Lisch im DeutschKunstbl. 
1852, S. 368. Die rheinischen Arbeiten zählt Kugler, kl. Schr. II, 327, die 
westphälischen Lübke in seinem Werke S. 427 auf. Ueber Naumburg s. Hartel 
im Deutsch. Kunstbl. 1853, S. 361.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.