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Plastik.
grosse Uebereinstimmung dieser festländischen mit jenen wenigen
in ihrem Vaterlande gefundenen vollständigen Platten entdeckt
haben. Allein nur genaue Zeichnungen könnten darüber den
Ausschlag geben und daran fehlt es sowohl für Frankreich als
für Belgiens). Gewiss ist dagegen, dass die in Deutschland,
namentlich in Lübeck und Schwerin gefundenen jenen in Eng-
land vorhandenen fremden Platten nicht blos im Style der Zeich-
nung, sondern auch in den Details der architektonischen Einrah-
inung und selbst der 'l'eppichmuster' des Grundes auf das V oll-
ständigste gleirhcntid-t), so dass an ihrem Ursprunge aus der-
selben Gegend und Ofticin nicht zu zweifeln ist, welche, wenn
überhaupt in Deutschland, wohl nur in Lübeck zu suchen sein
dürfte. Denn von den '70 bis 80 Platten dieser Art, welche man
bis jetzt in Deutschland kenntemhk), sind '25 in Lübeck und etwa
14 in dem benachbarten Mecklenburg und in Stralsund. In den
anderen deutschen Ostseegegenden, in Lüneburg, Pommern,
Preussen kommen nur Wenige, im übrigen Deutschland nur ver-
einzelte, dann aber meistens in derselben Kirche mehrere Bei-
spiele vor, so in der Abteikirche Altenberg bei Köln, in den
Domen von Paderborn, Hildesheim, Naumburg, Breslau je zwei
oder drei, im Dome von Posen sechs, in dem von Meissen sogar-
zehn, die meisten derselben erst aus der ziveiten Hälfte des fünf-
zehnten oder aus dem sechszehnten Jahrhundert. Ein einziges
Mal, an dem Grabe eines schlesischen Herzogs in Leubus an der
1') Die Grabplatte der Eheleute Copmann vom Jahr 1387 in der Kathe-
drale von Brügge, von welcher Semper in seinem Werke: Der Stil (1860), I,
S. "170, eine kleine Abbildung nebst vergrösserten Details giebt, zeigt keines-
weges eine grosse Uebereinstimmung mit jenen englischen oder mit den deut-
schen Platten, sondern ist in der ganzen Anordnung, in den Details und na-
mentlich auch im Faltenwurfe der Gewänder abweichend.
F") Vergl. die Abbildungen solcher Messingplatten besonders bei Milde,
Denkmäler altd. Kunst in Lübeck, Heft 1, dann bei Kugler, kl. Schr. I, 787
(Stralsund), Vogt, Geschichte von Preussen, Band VII (ein Bürgermeister von
Thorn), und Schimmel, die Abtei Altenberg mit den oben angegebenen engli-
schen Abbildungen.
H") Das vollständigste Verzeichniss giebt Dr. Lisch im DeutschKunstbl.
1852, S. 368. Die rheinischen Arbeiten zählt Kugler, kl. Schr. II, 327, die
westphälischen Lübke in seinem Werke S. 427 auf. Ueber Naumburg s. Hartel
im Deutsch. Kunstbl. 1853, S. 361.