Gravirte
Grabstein e.
387
baren ruhigen Haltung. Besser sind die Grabbilder jugendlicher
Ritter in ihrer schlanken Tracht und besonders die der Frauen,
welche oft eine grosse rührende Anmuth und Innigkeit des Aus-
druckes haben. Nach dem Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts
überwindet endlich der Naturalismus die Schranken, welche ihn
beengten und wir finden nun auch männliche Grabgestalten oft
sehr würdig und stylvoll ausgeführt.
Anschliessend an die plastischen Grabmälei- ist hier auch
der gravirten Grabplatten in Stein oder Metall zu gedenken,
Welche, obgleich schon früher vorgekommen, in dieser Epoche
besonders beliebt und kunstreich hergestellt wurden. Steinplatten
dieser Art finden sich in allen Ländern und sind gewöhnlich ein-
fach behandelt, indem sie die lebensgrosse Gestalt des Verstor-
beuen, auch hier in voller Vorderansicht, meistens in architekto-
nischer ICinrahmung, auch wohl mit Engeln, Evangelistenzeichen
und anderen Nebenliguren, zeigen, aber alles in blossen Um-
rissen, ohne Schattiruilg mit leichten, kühnen Strichen gezeichnet.
Man muss dabei die grosse Haudfestigkeit und selbst das feine
Gefühl dieser Meister bewundern, mit dem sie durch leise Mo-
dulationen die Linie zu beleben und den Ausdruck hervorzu-
bringen wussten, welcher bei Frauen oft sehr zart, bei ritterlichen
Gestalten kräftig und offen zu sein pflegt ü].
Sehr viel kunstreicher und schöner sind aber die gravirten
Metallplatte n, auf welchen die Zeichnung gewöhnlich mit
einem dunkeln Harze ausgefüllt sich von dem helleren Grunde
des Kupfers oder Messings absetzt, zuweilen aber auch Buch-
staben und Wappenzeichen ausgespart und in der Farbe des
Vergl. bei Didron, Annales archeol. III, 284, die grössere Zeichnung
der nebenstehenden Abbildung einer Platte aus N. D. in Ghälons vom Jahr 1338,
und bei Kugler kl. Sehr. II, 633, eine solche Steinplatte aus d. Dome zu Upsala
v. J. 1328. Diese letzte ist wahrscheinlich die Arbeit eines Deutschen. Bei
uns sind sie häufig, doch selten publicirt. Ich nenne beispielsweise als sehr
frühe und schöne Arbeiten dieser Art die Grabsteine des Ritters Joh. v. Meyen-
dorf 1303] in der Kirche zu Jerichow, des Markgrafen Oonrad v. Branden-
burg 1304) im Dome zu Stendal, und das sehr reizende Frauenbild einer
Aleydis (denn nur dieser Name ist von der Inschrift erhalten) in der Jacobi-
kirche daselbst. Vergl. die Abbildung einer solchen Steinplatte aus Pommern
in Kuglefs kl. Sehr. I, S. 833.
25a: