Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Zahlreiche 
Aufgaben. 
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den kolossalen Münstern der vorigen Epoche war noch mancher 
Baldachin ohne Statue, manches Bogenfeld ohne Relief geblieben, 
deren Beschaffung der jetzigen Pietät überlassen war. Dazu 
kamen die neuen Portalanlagen mit ihrem reicheren Schmucke, 
dann aber auch kleinere Stiftungen, wie sie der neue Zeitgeist 
hervor-rief, Madonnenbilder an den Häusern, deren einsame Lampe 
Nachts die Frömmigkeit der schlafenden Bewohner bezeugte und 
dem verspäteten Bürger die XVohlthat spärlicher Beleuchtung bot, 
Betsäulen an den Landstrassen, die nie ohne Statuen blieben, und 
Aehnliches. Auch der Luxus der Grabmäler war gesteigert, ein- 
fache Grabsteine mit lebensgrossen Gestalten wurden jetzt auch 
von den Familien wohlhabender Bürger gefordert, während Für- 
sten und mächtige Ritter auf reicheren Schmuck, etwa auf den 
crhöheten Sarkophag mit umgebendem 'l'rauergefolge, Anspruch 
machten. Dazu kam, dass auch die weltlichen Anlagen, Schlös- 
ser, Rathhäuser, Brunnen der Marktplätze, jetzt reicher ge- 
schmückt wurden, nicht mehr mit sparsamen Ialeiligenbildern, 
sondern mit zahlreichen Gruppen weltlicher Helden, wie sie die 
scholastische Bildung aus geschichtlichen oder poetischen Ueber- 
lieferungen zusammengestellt hatte, oder mit allegorischen Fi- 
guren als Vorbildern weltlicher Tugenden. Mehr noch als die 
Sculptur im Grossen wurden kleinere plastische Arbeiten ver- 
langt. Von dem Luxus des Silbergeschirres, von dem Goldge- 
schmeide der Tracht, mit dem man sich nach dem Ausdrucke 
eines gleichzeitigen Schriftstellers bepanzerte, habe ich schvn 
gesprochen. Man wollte künstlerische Zierde an allem Haus- 
geräth, an Truhen, Sesseln, an den Wagen der vornehmen Da- 
men; man legte mehr Werth auf die Eleganz der Form, als auf 
Bequemlichkeit, man betrachtete auch hier die Ausgabe für Ar- 
beit als eine Kapitalanlage, da auch diese Mobilien sich durch 
viele Generationen vererbten und die Gewohnheit wechselnder 
Mode sich noch nicht bis hieher erstreckte. Für feinere Auf- 
gaben diente die zarte, aber kostspielige Technik der Elfen- 
beinsculptur, theils mit religiösem Inhalt zu Reisealtärchen 
oder zu kleinen Heiligeubildern, welche in den Gemächern vor- 
nehmer Herren und Damen aufgestellt werden sollten, oder auch 
durch Zusammensetzung vieler Stücke zu kirchlichen Altar-
	        
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