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Plastik
und
Malerei.
Rücksicht auf das Ganze arbeitet, so waren die Meister selbst-
ständiger Bildwerke noch mehr auf ihre Werkstätte beschränkt,
Wo ihnen der leitende Einfluss höher gebildeter Männer entging.
Allerdings waren sie hier keinesweges vereinsamt; Meister und
Gesellen arbeiteten nicht blos neben einander sondern an dem-
selben Werke, und der Zusammenhang mit den Zunftgenossen
war ein sehr enger. Allein dies war denn doch wieder ein zwei-
deutiger Gewinn, indem es die Kunst völlig mit dem gemeinen
Handwerke zusammenwarf. Die Plastik kam nicht blos an die
Steinmetzen, bei denen sich durch den Einfluss der Architektur
noch ein gewisses Stylgefühl erhielt, sondern auch an die Roth-
giesser und Kupferschmiede, denen neben Kesseln und Brau-
pfannen auch ein Mal ein künstlerisches Werk übertragen
wurde; die Malerei wurde von den Sehilderern betrieben, die ihr
Hauptverdienst in Wirthshaus- oder höchstens in Wappen-
schildern und Fahnen fanden, und die überdies mit Glasern,
Sattlern, 'l'eppiclnvirkern, Fahnenschneidern und selbst mit an-
deren noch weniger verwandten Handwerkern zu einer Gilde
verbunden waren.
Die Wirkungen dieser zünftigen Stellung bedürfen kaum
weiterer Ausführung. Eine Hinneigung zu blos mechanischem,
auf Gelderwerb gerichteten Betriebe, zu äusserliehen Künsteleien,
selbst zu einem gewissen Zuuftstolze, welcher höhere, geistige
Leitung verschmähete, War davon untrennbar; auch konnte es
nicht ausbleiben, dass bei deräusseren Gleichstellung der Meister
sparsame und ungebildete Besteller sich an die mindestfordern-
den, blos handwerksmässig arbeitenden wandten, und dass auch
die besseren, Wahrhaft künstlerisch gestimmten im Drange der
Concurrenz sich den Umständen fügten und neben W appen-
schildern und ähnlicher Waare auch dem geringen Preise ent-
sprechende Bilder in ihrer Werkstatt fertigen liessen. Eine
Menge roher, selbst bei äusserer Pracht geistloser Machwerke
kam daher in die Welt, von denen ungeachtet der sichtenden
Wirkung der Jahrhunderte noch jetzt viele existiren. Aber den-
noch war dieser gewerbliche Betrieb auf der gegenwärtigen Ent-
Wiekelungsstufe nützlich und nöthig. Er machte es möglich, dem
täglich wachsenden Bedürfnisse nach künstlerischer Arbeit zu