Schloss
Marienburg.
363
sehr möglich, dass diese Verbindung mit jenem halbgriechischeil
Lande auch auf die Verwendung dieser in Deutschland fast uu-
bekannten Technik führte, die sich überdies noch ein zweites Mal
in Preussen, nämlich an dem gleichzeitigen Dome zu Marien-
werder, an einem im Bogenfeltle eines Portals angebrachten fla-
chen Christusbilde vorlindetä).
Wenn auch die Burg vermöge dieser Versehönerungen
würdig genug erschien, war sie doch für die fürstliche I-lofhal-
tung des Hoclnneisters bald zu enge, und es entstanden daneben
ausserhall) der Umschliessung neue Bauten, theils Wirthschafts-
gebäude, Stallungen u. dgL, dann aber auch bald prachtvolle
Festsäle und endlich eine geräumigere und würdigere Wohnung
für den Hochmeister und die vornehmsten Gebietiger. Diese be-
deutenden Räulne bilden das sogenannte Mittelschloss, wel-
ches der Hauptgegenstantl der kostspieligen und im Ganzen ge-
lungenen neuen Herstellung geworden ist. Es ist ein VVerk
würdigster Pracht und gediegenster Ausführung, schön und
würdig, man möchte sagen von der Sohle bis zum Scheitel, von
den Kellern und Vorrathsräumen bis zu den Zinnen. Das edelste
Schlosse von Marienburg als in einigen anderen preussischen Bauten finden
(v. Quast a. a. O. S. 34], und allerdings an die orientalische, in die christliche
Baukunst Siciliens üb6rg'egangene, dem übrigen Abendlande unbekannte Sitte
solcher architektonisch behandelten Inschriften erinnern. Indessen ist doch zu
erwägen, dass auch im Kloster Zinna bei Jüterbog (Puttrich, S. 28, Taf. 12)
ohne allen Zusammenhang mit Sicilien solche aus einzelnen Backsteinen ge-
bildete Inschriften vorkommen, wenn auch nur auf dem Fussboden, und dass
überhaupt dieser Schmuck bei der Leichtigkeit des Formens und dem Mangel
plastischer Ornamentation dem Ziegelbau eben so nahe, wie dem Steinbau fern
lag. Auch die in Preussen häufigen spitzbogigen Mauerblenden und hohen
Portalanlagen und die aus übereck gestellten Spitzbögen gebildeten Fenster-
sockel können (wie Herr v. Quast geltend macht) mit Reminiscenzen der mau-
risch-sieilianischen Architektur zusammenhängen; indessen ist es eben so
denkbar, dass sie (wie so viele andere, in verschiedenen Gegenden immer
wieder erfundene Formen, von denen er selbst S. 32 mehrere aufzählt) zufäl-
lige, durch die Eigenthümlichkeit des Ziegelbaues herbeigeführte Aehnlich-
keiten sind.
"Ü Von dem einzigen ausserdem in Deutschland vorkommenden Mosaik,
am Dome zu Prag, wird weiter unten bei der Schilderung der böhmischen
Malerschule die Rede sein.