Schloss
lNIarienburg.
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kostspielige und sorgfältige Herstellung aus dem Wuste jahr-
hnndertelanger Misshandlung grossentheils Wieder erstanden ist,
die Perle aller mittelalterlichen Schlossbauten und das charakteri-
stische Denkmal der edlen, ernsten Ritterlichkeit des deutschen
Ordens. Um 1280 als eine gewöhnliche Burg begonnen, 1309
zur Residenz des nun nach Preussen verlegten Hochmeisterthnms
bestimmt, verdankt sie wie die meisten Schlösser ihre Einrich-
tung nicht einem einmaligen Plane, sondern allmähligen Erweite-
rungen. Dies gilt selbst von dem ältesten der drei Theile des
Schlosses, dem Hochschlosse, welches, ein quadratischer Bau,
auf den Ecken von Thürmen flankirt, von einem breiten Graben
umschlossen, im inneren Hofe von doppelten Arcaden umgeben,
nur in seinem nördlichen Flügel vollendet War, als die veränderte
Bestimmung des Gebäudes andere Einrichtungen nöthig machte.
Ein fein profilirter und mit WVeinlanb geschmückter Rundbogen-
fries St) zeigt zugleich die späte Beibehaltung der dem Ziegelbau
zusagenden romanischen Formen und den Grad des Schmuckes,
den auch die gewöhnlichen Burgen des Ordens erhielten. Die
drei anderen Flügel nebst der daran anstossenden Schlosskirche
wurden dann erst seit 1309 mit der dem hochmeisterlichen Sitze
angemessenen grösseren Pracht ausgeführt, von Welcher trotz
der unbarmherzigen Umgestaltung dieses Theiles zu einem Ma-
gazin sich noch höchst bedeutende Reste erhalten haben. Dahin
gehört zunächst ein äusseres, von der Vorburg in das Hoch-
schloss führendes Portal, das sehr eigenthümlich von einem
grossen Blendbogen umfasst ist, dann aber besonders die soge-
nannte goldne Pforte, welche den Eingang in die Kapelle
bildet, eines der edelsten Erzeugnisse des Ziegelbaues, reichge-
gliedert, mit Laubwerk und Reliefs geschmückt, in der Weise
des Steinbaues, aber züchtig und mit Bewusstsein der Schranken
des Materials. Auch unter den Ordensbauten ist sie ohne Glei-
die Restauration noch nicht begonnen war; Büsching's Beschreibung, 1823, ist
nur mit Vorsicht brauchbar. Genaue scharfsinnige Untersuchungen über das
Alter der einzelnen Theile, denen ich folge, hat endlich v. Quast in den Neuen
Preuss. Fron-Blättern Bd. XI (1850) mitgetheilt, aber ohne Abbildungen.
Ü Frick, Taf. XVIII; Essenwein, Norddeutschlands Backsteinbau, Taf.
XV, Nro. 14.