Dom
Zll
Königsberg.
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denen der Domkirche zu Culmsee, also der ältesten Kathedrale
des Ordenslandes, gleichen, „secundum dispositionem et formam
ecclesiae Culmensis" erbaut werden solltenß). Dieser Conflict
spricht sich gewissermassen in dem Gebäude selbst aus; es hat
die Mauerdirke und Schmucklosigkeit einer Festung, ohne ihre
Höhe und Würde, schwankt zwischen dem kriegerischen und
kirchlichen Charakter. Der Chor, der 1333 begonnen und schon
1339 vollendet wurde, ist der gelungenste Theil, aber sehr ein-
fach; einschiffig, mit rechtwinkeliger unbeleuchteter Schluss-
wand, lang und schmal, von starken Mauern mit sehr schlichten
Strebepfeilern umgränzt, aber im Inneren gut beleuchtet und
durch ein reiches, von fein profilirten Rippen gebildetes Sternge-
wölbe geschmückt. Das dreischifüge hallenartige Langhaus er-
scheint schon im Aeusseren gedrückt, indem es bei einer Breite
von 93 Fuss, Mauern von nur 45 Fuss Höhe hat, auf denen das
gemeinsame Dach mit bedeutend grösserer Giebelhöhe lastet. Im
Inneren tragen wohlgebildete achteckige Pfeiler, deren diagonale
Seiten mit einer reichen Gliederung von Rundstäben ohne Kapi-
täle in die Scheidbögen übergehen, auf ihren glatten Frontseiten
mit hochgelegenen Consolen das Sterngewölbe des Mittelschiffes
und die sehr künstlichen, wenn auch nicht schönen Seitenge-
wölbe. Aber das Mittelschilf hat bei lichter Breite von 38 Fuss
nur eine Hohe von 54, und da die Seitensehiife noch etwas nie-
driger sind, entsteht, genau wie in St. Stephan in Wienwc), über
den Scheidbögen ein dunkles Bogenfeld von etwa 5 Fuss Höhe,
Welches das geringe Licht der niedrigen Seitenfenster von dem
Gewölbe abhält und das Ganze finster und drüekend erscheinen
lässt. Die Facade ist zwar mit zwei Thürmen versehen, von de-
neu der eine vollendete sogar ein achteckiges Glockenhaus und
eine Spitze hat, aber diese Thürme sind plump und die ganze
Facade, mit niedrigem Portale, schmucklosem Fenster, von
flachen spitzbogigen Nischen ohne organische Gliederung und
s) Vergl. die im Wesentlichen gleichen
Hochmeisters bei Gebser a. a. O. S. 90.
Urkunden des Bischofs und des
w) Da auch die Pfeiler einige Aehnlichkeit haben,
eine directe Beziehung beider Gebäude denken, für die
Anhaltpunkte noch fehlen.
könnte man fast an
indessen historische