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Deutsche
Gothik.
Niedrige Seitenschilfe mit Wirklichen Oberlichtern sind noch
seltener. An der schönen Cistercienserkirche zu Pelplin mögen
sie mit einem Einfluss von Doberan zusammenhängen, indem
sich auch die dort beschriebene eigenthümliche Behandlung des
Kreuzschiffes hier wiederholt, und bei kleineren Stadtkirchen,
wie z. B. bei der zu Wormdittg) kommen sie einige Male vor.
Aber im Uebrigen macht sich auch bei diesen Kirchen, selbst bei
der von Pelplin, die Landessitte geltend; die Pfeiler sind einfach
und aehteckig, die Gewölbe stern- und fächerförmig, der Chor
endlich schliesst rechtwinkelig und zwar nicht wie in anderen
Cistereienserkirchen mit Herumführung der Seitenschiife und Ka-
pellen, sondern mit gleicher, alle drei Schiffe abschneidender
Wand, an welcher dann wieder der Giebel den gewohnten rei-
chen Schmuck erhalten hat.
Häufiger sind solche Kirchen, welche ohne Oberlichter bei
hallenartiger Anlage doch noch ein etwas höheres Mittelschiff
haben 15g]. Dahin gehört eine der bedeutendsten älteren Kirchen
Preussens, der Dom zu Königsberg 36W). Seine Erbauung
ging von dem Bischofe aus, und es ist charakteristisch, dass der
Hochmeister dem begonnenen Fundamentalbau zuerst Wider-
sprach. weil er davon eine dem Interesse des Ordens nachtheilige
Befestigung befürchtete, und dann bei Ertheilung seiner Einwil-
ligung nicht blos Vorschriften über die nicht zu überschreitende
Höhe der Mauern gab, sondern auch bestimmte, dass die 'l'hürme
a] Vergl. v. Quast, Denkmale der Baukunst in Preussen, Taf. XI und XII_
Die Kirche nebst den niedrigen Seitenschiifen scheint noch aus der ersten
Hälfte des vierzehnten zu stammen, die derselben angefügten Kapellen sind
aber erst vom Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts und haben manche Eigen-
thiimlichkeiten, einen Schmuck mit Fliesen von Formsteinen, der, obgleich
roher und weniger geschmackvoll, an märkische Decoration erinnert, und eine
Dachanlage, die schwerlich irgendwo wieclerkehrt. Um nämlich die Oberlichter
frei zu lassen, sind die die Kapellen und den anstossenden Theil der Seiten-
schiffe deckenden quergelegten Dächer über die Zwischenräume der Gewölbe
gespannt, so dass sie von dem Scheitel derselben aufsteigen.
H) Dass auch die Marienkirche zu Danzig in ihrem ersten Bau (1343
1359) niedrige Seitenschiffe hatte, wird weiter unten erwähnt.
Vergl. die gründliche Monographie: Gebser und Hagen (von jenem
der rein historische und kirchliche, von diesem der kunstgeschichtliche Theil],
der Dom zu Königsberg, K. 1835, 2 Bände mit Atlas.