Preussen.
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erschwerten, feste gewölbte Hallen, das waren die Aufgaben,
mit denen sie sich beschäftigten. Jenes Strebesystem des gothi-
schen Baues, die feinere Ausbildung des Aeussern durch Fialen,
Strebebögen, reiche Portale war eben so sehr durch den Zweck
dieser Bauten, als durch die Beschaffenheit des Materials ausge-
schlossen. Dagegen gab das Innere allerdings feinere Aufgaben,
denn die Ritter, obgleich anfangs in fast mönchischer Strenge
lebend, fühlten sich doch als die Herren des Landes und konnten
daher auch den architektonischen Ausdruck dieser Herrschaft
nicht zurückweisen. Schon die blos zweckmässige und nützliche
Anlage gewährte eine Zierde. Gewöhnlich bildeten die Schlösser
ein Quadrat von hohen Gebäuden, in dessen Mitte sich der Hof
mit offenen Kreuzgängen für alle Stockwerke belhnd, von Wel-
chen die 'l'hüren zu den verschiedenen Gemächern und zur Ka-
pelle führten. Diese und die Wohnzimmer des Befehlenden erfor-
derten, die Stützen des Kreuzganges gestatteten feinere Details
und höheren Schmuck, der natürlich dem gothischen Style als
dem herrschenden entlehnt wurde; aber doch nicht ohne mannig-
fache Modilicationen. Die meisten Räume wurden überwölbt,
schon der Dauerhaftigkeit wegen, allein keinesweges immer im
Spitzbogeil; die Abtheiluilg in Stockwerke machte vielmehr den
Rundbogeil oder elliptische Biegungen rathsam, in denen die
Meister dann grosse Fertigkeit erwarben. Hiedurch war schon
eine Verwandtschaft mit romanischen Formen gegeben, welche
dann auch auf die anderen Theile, namentlich auf die Fenster
überging, die bald rund, bald sogar viereckig gedeckt wurden.
Das gemeinsame Leben der Ritter in den Ordenshäusern machte
ferner die Anlage grösserer Säle, zu Conventsrexntern und Refec-
torien, nöthig, bei denen ein einziges Gewölbe nicht ausreichte
und die einer oder mehrerer Stützen bedurften. Die Pfeilerform
des gothischen Styls war dazu weniger geeignet, man gewöhnte
sich, ganze Stücke von Granit oder Sandstein, die aus Schweden
herbeigeführt oder auf den Feldern gefunden wurden, als mono-
lithe achteckige oder runde Säulen dazu zu verwenden, und erhielt
auch dadurch Motive, die mehr dem romanischen Style, als dem
gothjscheil entsprachen.
An diesen Schlossbautexi machte aber auch der Kirchenbau