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Deutsche
Gothik.
grossen durch kleinere Arcaden belebten Wandnische liegen.
Bedeutender sind dann die Hallenkirchen dieser Gegend, unter
denen sich die Marienkirche zu Pasewalk durch edle Verhält-
nisse, die zu Colber g (mater gloriosa genannt) durch ihre Grösse
auszeichnet, indem sie gegen Ende des vierzehnten Jahrhun-
derts durch Hinzufügung zweier äusserer Seitenschilfe fünf-
schiflige etwas schwerfällige Gestalt angenommen hat. Der
Chorschluss dieser Hallenkirchen ist gewöhnlich polygonförmig
und einfach, ein Umgang wie an der Petrikirche zu Treptow an
der 'l'0llense, ist selten, ebenso der rechtwinkelige Schluss wie
an der Kirche zu Greifenberg. An der Bartholomäuskirche zu
Dermnin und an der Nicolaikirche zu Anclam sind auch die Sei-
tenschiffe polygonisch geschlossen, an der letzten sogar mit dia-
gonaler Stellung. Der erweiterte Chor mit sieben Seiten des
Zehnecks findet sich nur an der bereits erwähnten Johanniskirche
zu Stettin.
Die Marienkirche zu Stargard nannte ich schon als
einen märkischen und nach märkischer Weise mit Mustern gla-
sirter Ziegel geschmückten Baut). Indessen gehörte das Länd-
chen, obgleich politisch mit der Mark verbunden, in kirchlicher
Beziehung zum Bisthum Cammin und lag doch zu sehr in der
Mitte von Pommern (dem es auch jetzt zugezählt wird), um nicht
von dorther Einflüsse zu empfangen. Diesem Umstande mag man
es zuschreiben, dass die Marienkirche, die früher, wie man im
Langhause deutlich erkennt, eine Hallenkirche war, im Anfange
des fünfzehnten Jahrhunderts die ungewöhnliche Abänderung
erhielt, dass man die Seitenschiife bestehen liess, das Mittelschiff
aber erhöhete und nun einen grossen Chor von gleich bedeutender
Höhe anlegte, lnn welchen die niedrigen Seitenschilfe einen Um-
gang bilden. Völlig eigenthümlich ist hier die Ausschmückung
der schlanken achteckigen Pfeiler, indem sie statt des Kapitälg
unter dem schwach gebildeten Kämpfergesimse Nischen haben,
die nur zur Aufnahme von Heiligenbiltlern bestimmt sein konnten,
mithin eine Anordnung ganz ähnlich der sonst nirgends vorkom-
menden des Mailänder Domes, die also hier, wo man gewiss ohne
' "Ü Kallenbach Taf. 65. Eine Probe des Farbenwechsels bei Essenwein
Taf. 36.