Pommern.
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schiffe geschieden werden, mit demselben Streben nach schlanker
Höhe, mit den schmucklosen Strebebögen im Aeussern und sogar
mit dem Laufgange vor den Oberlichtern; nur darin abweichend,
dass die Pfeiler nicht vier-, sondern achteckig sind und dass auf
der Westseite (wie in der Marienkirche zu Lübeck) zwei Thürme
eine innere Vorhalle bilden. Diese vollständige Nachahmung des
mecklenburgischen Typus wiederholte sich zwar nicht, indessen
übte derselbe doch den Einfluss, dass von nun an alle grösseren
Kirchen dieser Gegend mit niedrigeren Seitenschiffan und mit
möglicher Steigerung der Höhe und Schlankheit errichtet wurden,
und zum Theil einen Umgang, zwar ohne eigentlichen Kapellen-
kranz, aber mit kapellenartigen Vertiefungen zwischen diesen
Strebepfeilern erhielten. So findet es sich an der Petrikirehe
zu Wolgast und an der Marienkirche zu Stralsundg),
welche von kolossalen Verhältnissen mit ausgebildetem Kreuz-
schiffe, westlichem Vorbau und mächtigem Thurme die bedeu-
tendste Erscheinung der alten kirchenreichen Stadt ist. Die Ein-
ziehung der Strebepfeiler hatte indessen die Folge, dass das Dach
der Seitenschiffe sehr hoch hinaufstieg und die Ober-lichter be-
schränkte und dass der Chorumgang sehr breit und schwerfällig
wurde. Daher gab man denn zwei anderen bedeutenden Kirchen
dieser Gegend, der durch ihre schönen Verhältnisse ausgezeich-
neten Nicolaikirche zu Greifswald und der Jacobikirche
zu Stralsund rechtwinkeligen Chorsehluss, dieser für alle drei
Schiffe, jener nur auf dem Mittelschiffe mit diagonalen Schluss-
mauern der Seitenschiße.
Im östlichen Pommern ist, wie gesagt, die Hallenform häufi-
ger, jedoch haben eine Reihe von Kirchen, sämmtlich Marienkir-
chen, zu Belgard, Cöslin, Rügenwalile, Schlawe und Stolpe
niedrige Seitenschilfe, aber den dreitheiligeil Chorschluss ohne
Umgang. Gemeinsam ist ihnen, dass die Oberlichter klein ge-
halten sind, aber in einer bald über den Scheidbögen beginnenden
Ü Kugler, a.. a. O. S. 744 ü, rechnet diese Kirche erst dem fünfzehnten
Jahrhundert zu; allein die von ihm angegebenen Notizen von Chronisten des
sechszehnten Jahrhunderts ergeben, dass ein Einsturz imJahre 1382 oder 1384
einen Neubau des Thurmes, aber nur eine Herstellung des Chores, bei {V61-
cher die Pfeiler mit eisernen Bändern umgeben wurden, zur Folge hatte.