Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Deutsche 
Gothik. 
der erst im fünfzehnten Jahrhundert, aber mit augenscheinlicher 
Nachahmung der Kirche von Doheran erbauten Klosterkirche zu 
Dargen Wiederfindet er). 
Uebrigens mochte man denn doch an den erwähnten Bauten 
trotz ihrer stolzen Höhe und anderer Vorzüge die Ueberzeuglmg 
gewinnen, dass der Backstein nicht geeignet sei, die dieser rei- 
chen Planaillage entsprechenden Details auszubilden. Die Schule 
verbreitete sich daher so wenig, dass wir ausserhalb der Gränzen 
von hlecklenburg und Lübeck nur zwei Kirchen mit diesem Ka- 
pellenkranze finden und zwar in den beiden nächsten Hansestädten 
in Westen und Osten, in Lüneburg nämlich und in Stral- 
sund, beide Male an einer dem h. Nicolaus, dem Schutzpatron 
der Schiffer, gewidmeten Kirche, und dass man selbst in Meck- 
lenburg sich bald wieder den bequemeren Formen der anderen 
Üstseegegenden zuwendete. So hat in Rostock die der Marien- 
kirche fast gleichzeitige Nicolaikirche gleich hohe und gleich 
breite Schiffe, den rechtwinkelig geschlossenen Chor und statt 
der sonst hier und in Pommern üblichen rechteckigen, nach 
märkischer Weise runde Pfeiler. Zwei andere Kirchen derselben 
Stadt (St. Peter und St. Jacob) haben zwar bei theils recht- 
winkeligem, theils polygonem Chorschlusse noch niedrige Sei- 
tenschiflfc, aber so weit neben dem mässig gehaltenen Mittel- 
schiffe erhöht, dass die Oberlichter gedrückt erscheinen. Uebri- 
gens hinderte jene Richtung auf strenge Einfachheit, die wir an 
den grösseren Kirchen wahrnehmen, nicht, dass nicht auch in 
einzelnen Fällen sehr zierliche Bauten entstanden, wie z. B. die 
reizende achteckige Kapelle des h. Blutes bei Doberan, und be- 
sonders ist Rostock reich an stattlich geschmückten weltlichen 
Bauten dieser Epoche, wozu das Rathhaus und zahlreiche bür- 
gerliche vVohnhäuser gehören im). 
Ü Auch die Kunde von dieser Kirche verdanke ich Herrn Baumeister 
Adler, welcher vielleicht ein Mal dazu gelangen wird, seine Studien über diese 
mecklenburgische Schule zu veröffentlichen. 
W) Als eine Singularität mag es erwähnt werden, dass in Mecklenburg 
sieben Kirchen mit zwei Schiffen von schlanker Bauart gefunden werden. 
Lisch, welcher a. a. O. XXI, 275 die Thatsache erzählt, vermuthet, dass sie 
ursprünglich gerade Decken gehabt und bei ihrer Ueberwölbung zu mehrerer 
Sicherheit die Pfeilerreihe in ihrer Mitte erhalten haben.
	        
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