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Deutsche
Gothik.
specifisch märkischen Weise mit Mustern von glasirten Ziegeln
glänzend geschmückt. Der Dom zu Stendal, dessen Neubau,
wie eine Ablassbulle ergiebt, im Jahre 1424 schon weit vorge-
schritten, die Marienkirche daselbst, deren Gewölbe laut Inschrift
1447 vollendet war, sind Hallenkirchen der beschriebenen Art
von imposanten Verhältnissen, und die Portale der Stephans-
kirche von Tangermünde, wahrscheinlich etwas früher ausgeführt
als der 1470 angefangene Chor, wetteifern in ihrem Schmucke
mit der Katharinenkirche zu Brandenburg Auch die Strebe-
pfeiler des Langhauses haben bei dieser Gelegenheit eine ähn-
liche Ornamentation wie dort erhalten, die zwar weniger reich
und nicht auf Statuen berechnet, aber vielleicht geschmackvoller
ist, und einige Thore beider Städte, das lslünerdorfer zu Tanger-
münde und das berühmte Uenglinger Thor zu Stendal geben
denen von Brandenburg nichts nach. Der Stolz der Gegend aber
ist das Rathhans von Tangermünde im), das mit den grossen
durchsichtigen Rosetten seiner hohen Spitzgiebel den Reisenden
schon von weitem phantastisch anblickt, überhaupt bei sehr ma's-
sigen Dimensionen das Höchste und Beste in dieser Art des
Sehmuckes leistet und vielleicht nur ganz an der nordöstlichen
Gränze der Marken in dem Rathhause von Königsberg in der
Neumark einen Nebenbuhler hat.
Nördlich der Mark, an den Elbufern und den benachbarten
Küstenländern, tritt der Backsteinbau in etwas anderer Weise
auf, strenger, mit Ansprüchen auf grossartige Verhältnisse, aber
dafür in den Details einfacher und ohne bedeutende Entwickelung
des Schmuckes mit Formsteinen und glasirten Ziegeln. Ich habe
schon auf jene Gruppe mecklenburgischer und benachbarter
Kirchen hingewiesen, welche sämmtlich den Kapellenkranz, aber
mit der eigenthümlichen Verkürzung und Verschmelzung des
Umganges und der Kapellen haben, die wir schon in den Nie-
derlanden kennen lernten und die wahrscheinlich aus denselben
hierher übertragen ist. Auch abgesehen von dieser Choranlage
haben aber diese Kirchen viele gemeinsame Ziige, durch welche
"j Eine Abbildung bei Strack und Meyerheim a. a. O. Taf. 16.
u] Strack und Meyerheim Taf. 21. Genauere Aufnahmen in
Bauzeitung 1850, S. 145 ff.
Förstefs