Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Deutsche 
Gothik. 
durch die Verbindung von Kraft und charakteristischer, immer 
wechselnder Zierde, jedes mit einem mächtigen cylirltlrischen 
oder achteckigen Thurme, mit reichem Zinnenkranze und ge- 
manertem Helme. Auch an ihnen sind glasirte Ziegel vielfach 
benutzt, am eigenthümlichsten am Steinthore, wo die gewaltige 
cylindrische Masse durch schmale spiralförmige, sich herumzie- 
hende Streifen solcher Ziegeln höchst wirksam belebt ist ab). 
Von den übrigen, noch zahlreich erhaltenen Bauten dieser 
Epoche in der Mark Brandenburg will ich nur einige der be- 
deutendsten nennen. Dazu gehört vorzugsweise die Marien- 
kirche zu Prenzlau, Wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte 
des vierzehnten Jahrhunderts, wiederum eine Hallenkirche und 
schon im Inneren durch eine sehr reiche Pfeilergliederung belebt, 
besonders aber im Aeusseren reich geschmückt. Der Chor hat 
nämlich statt der in der Mark gewöhnlichen Form des hohen 
Umganges die sinnreiche, schon oben besprochene Anlage einer 
im Wesentlichen rechtwinkelig schliessenden Wand, die aber in 
drei flache Nischen gebrochen ist und so mannigfache Polygon- 
winkel bildet. Diese Anlage ist zugleich das Motiv einer beson- 
ders reichen Giebelconstruction geworden, indem nämlich über 
dem Ganzen ein mächtiger, oben in durchbrochenem Maasswerk 
gebildeter Giebel nebst drei kleineren, den drei Nischen entspre- 
chenden, eben so luftigen Giebeln aufsteigtttgrtit]. Es ist vielleicht 
nie etwas Kühneres und Anmuthigeres in Formsteinen geleistet. 
Aehnlichen Schmuck in Maasswerk und glasirten Ziegeln 
haben der Ostgiebel der Marienkirche zu Neu-Brandenburg, die 
1407 geweihete Marienkirche zu Königsberg in der Neumark-l), 
dann mehrere Kirchen in dem jetzt zu Pommern gehörigen, da- 
4') Ein interessantes Beispiel der technischen Sicherheit und der Naivetät 
der Meister des Ziegelbaues giebt das achteckige Glockenthürmchen des H0- 
spitals St. Jacob (Adler Taf. VIII), welches der älteren Giebelmauer in der Mitte 
des vierzehnten Jahrhunderts aufgesetzt, zur Hälfte blos auf Auskragungen 
ruhet und vorn eine hohe Nische bildet, welche nicht nur die Thüre, sondern 
auch das Fenster der Frontmauer zugänglich lässt. 
W) Eine Aufzählung versucht Kugler, Gesch. der Bauk. III, S. 453. 
 Kallenbach Taf. 58, 59. Vgl. den Grundriss oben S. 245. 
1') v. Quast in der Zeitschrift für Bauwesen I, S. 155, und im D. Kunst- 
blatt 1850, S. 242. 
	        
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