Brandenburg.
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bauten, vorzüglich von jener nördlichen Kapelle, mit der Inschrift
von 1401, wo der Wechsel von grünglasirten und rothen Ziegeln
an allen Gliederungen durchgeführt ist, die Flächendecoration
mit durchbrochenem dunkelgrünem Maasswerk auf weiss be-
worfenem Grunde schon am Basament und an den Portalen be-
ginnt, und überdies Fialen und Spitzgiebel mit grossen, theils
blinden theils ganz freien und vom Lichte durchschienenen Ro-
setten hoch über das Dach hinaus aufsteigen. Es versteht sich,
dass diese freistehenden, über den Raum des Giebels hinaus-
gehenden Mauern ohne architektonischen Zweck, ein blosser
Faeadenschmuclä sind, und man wird nicht anstehen, der kräftig
gestalteten Gliederung des Steinbaues den Vorzug vor dem Far-
benspiel der Ziegellagen und des Bewurfs zu geben; aber die
natürliche Nüchternheit des Materials rechtfertigt diese Art der
Decoration und die Wahl der Farben ist eine sehr ernste und
wohlthätig wirkende
Ohne Zweifel kam dieser Schmuck hier nicht zum ersten
Male vor. Schon an der schlichten Johanniskirche hat der Spitz-
giebel eines Portals aus etwas früherer Zeit das Flechtwerk von
glasirten Ziegeln, und noch wahrscheinlicher ist, dass diese
V erzierungsweise zuerst an weltlichen Bauten angewendet war.
Auch von solchen hat Brandenburg noch ziemlich bedeutende
Ueberreste seines früheren Reichthums. An dem neustädtischen
Bathhause ist zwar nur eine Giebelwand auf dem Hofe in den
einfachen und strengen Formen der ersten Hälfte des vierzehnten
Jahrhunderts, an dem altstädtischen dagegen die vordere Facade
noch wohl erhalten, die, obgleich in mässigen Verhältnissen, mit
ihrem kräftig vorspringenden und oben durch schräge Mauern
mit der Wand verbundenen Thurme, so wie mit dem reichen
Schmucke edel geformten Maasswerkes glasirter Steine in den
Bogenfeldern von Thüren und Fenstern und in besonderen, blos
zu diesem Zwecke eingelegten Rosetten als ein Muster solcher
Bauten betrachtet werden kann. Von den acht Stadtthoren sind
nur noch drei erhalten, aber alle sehr schön und merkwürdig
Ü Der ausgezeichnete
sehr günstige Anschauung.
ist nicht ganz richtig.
Farbendruck bei Adler Taf. XIV giebt davon eine
Die farblose Abbildung bei Kallanbach Taf. 63
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