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Deutsche
Gothik.
eingestürzt, die Kirche aber im Wesentlichen erhalten. Sie ist
wie St. Godehard ein dreischiffiger Hallenbau mit gleich hohem
Umgang, jedoch mit der in späteren märkischen Kirchen nicht
selten wiederholten Einrichtung, dass die Strebepfeiler in das
Innere gezogen und unter den Fenstern durch Flachbögen ver-
bunden sind, welche kapellenartige Räume und den Boden eines
durch die dnrchbrochenen Pfeiler führenden Umganges bilden
Die Wirkung des Inneren ist auch hier nicht unwürdig, aber die
aehteckigen, mit dünnen Diensten umstellten Pfeiler und die
Rippenprofile des Sterngewölbes sind kraftlos und nüchtern, die
Fensterpfosten auch hier statt durch geometrisches Maasswerk
blos durch Spitzbögen verbunden, und nach den edeln mit Laub-
werk verzierten Kapitälen von St. Godehard sehen.wir uns ver-
gebens um. Dagegen entfaltet das Aeussere eine bisher unbe-
kannte Pracht. Die Strebegfeiler, welche, da sie in das Innere
gezogen sind, nur wie flache Pilaster vertreten, sind nämlich
durchweg mit wechselnden Lagen von schwarzgrün glasirten
und hellroth gefärbten Ziegeln belegt, in ihren drei Absätzen
mit doppelten Nischen für Statuen versehen und mit freistehenden
Spitzgiebeln und Rosetten geschmückt, an welche sich oben
unter dem Dache ein reicher aus durchbrochenem Maassxrverk
gebildeter Fries anschlicsst. Die Statuen, deren in den 148 Ni-
sehen jetzt nur 18 stehen, von drei Vierteln der natürlichen
Grösse, sind ebenfalls in Thon gebrannt und nicht von grosser
Schönheit, indessen ist dennoch der ganze Schmuck überaus
reich und gefällig. Im höchsten Maasse gilt dies von den An-
begünstigten Kapelle der Hauptbau provisorisch geschlossen und diese relative
Beendigung durch das Wort constructa est bezeichnet sei. Dass übrigens
dieser Heinrich Brunsbergh auch in Prenzlow und Danzig gearbeitet (Otto S,
171), oder dass er gar, wie Kreuser a. a. O. S. 396 angiebt, in Diensten
KarPs IV. gestanden und. die Kirche auf dem Oibin gebaut habe, ist unerwiesen
und stimmt das Letzte mit der Jahreszahl 1401 wenig überein. Zu bemerken
ist dagegen die Verbindung mit Stettin, indem, wie schon erwähnt, etwas Späte);
Meister Nicolaus Graft aus derselben Stadt hier arbeitet.
1') Aehulich wie in der Kathedrale von Alby (oben S. 127), jedoch mit
dem Unterschiede, dass in unserer nordischen Kirche die Kapellen viel nie-
driger und die Strebepfeiler oben nicht völlig, sondern nur mit zwei mässigen
Oeffnungen durchbrochen sind und also eine kräftigere Verankerung bilden.