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Deiltsche
Gothik.
dem aber nur die strengen und gut profilirten Dienste und Con-
solen, nicht die Gewölbe selbst erhalten sind, da irgend ein F eh-
ler schon im Jahre 1377 eine lange dauernde Herstellung nöthig
machte, aus welcher die jetzigen, hochbusigen und mit grosser
Geschicklichkeit ausgeführten Gewölbe und die Anfänge eines
unvollendet gebliebenen westlichen Vorbaues stammen. Es ist
interessant, die verschiedene Verfahrungsweise dieser drei Bau-
zeiten zu vergleichen. In jenem romanischen Bau sind die ])eck-
platten noch von Sandstein, die Würfelkapitäle der Krypta aus
grossen Backsteinblöcken gemeisselt, in dem Bau vom Ende des
dreizehnten Jahrhunderts sind schon feinere F ormsteine von
edler, strenger Bildung, aber noch mit grosser Sparsamkeit, in
dem des vierzehnten sind sie dagegen sehr reichlich und mit si-
cherer Technik verwendet und geben reiche, aber freilich durch
die Wiederkehr derselben Formen monotone Profilirungen.
Inzwischen wurde auch an den anderen Kirchen der Stadt
gebaut. Die Kirche der Dominicaner, eine Hallenkirche, erhielt
nach 1311 einen geräumigen, einschifiigeir, mit drei Seiten des
Achtecks schliessenden, die einschiftige Kirche der Franciscaner
aber am Ende des vierzehnten Jahrhunderts einen eleganten Chor
von einer seltenen, aber in der gleichnamigen Klosterkirche zu
Stettin c't) und in der demselben Orden angehörigen Kirche zu
Berlin vorkommenden Gestalt, nämlich aus sieben Seiten des
Zehnecks, also gegen das Schiff sich erweiternd. Ein anderer
Chorbau, der von St. Paul, hat den Vorzug, dass in seinen Feu-
stern edelgebildetes geometrisches Maasswerk von Formsteinen
erhalten ist, während der Meister des Johannischores sich schon
mit der blossen Zusammenfügung der Pfosten in Spitzbögen be-
gnügt hat, die man in den späteren märkischen Kirchen gewöhn-
lich findet.
Wichtiger war die Erneuerung der beiden Pfarrkirchen. Die
der Altstadt, St. Godeharil, welche aus ihrer ersten, noch in
das zwölfte Jahrhundert fallenden Bauzeit nur den westlichen,
ganz aus behauenen, kleinen Grauitsteinen errichteten Vorbau
W) Bei dem unten noch zu erwähnenden Mühlthore nennt eine Inschrift
vom Jahre 1411 den Baumeister Nicolaus Craft von Stettin, und Adler glaubt;
an den Details der Johanniskirche denselben Meister wieder zu erkennen.