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Deutsche
Gothik.
scher Vertiefung, begeisterten Aufschwunges und geheimniss-
vollen organischen Lebens versagten die Mittel des künstlichen
Steines, dagegen gaben sie leicht ein Bild von klarer Gesetzlich-
keit, imponirender Grösse und Würde und eigneten sich für hei-
tere Räume und buutfarbigen Schmuck. Wenn daher die Kir-
chen denen der anderen Gegenden nachstellen, so sind die Welt-
liehen Gebäude bedeutender; unter den Schlössern des Mittelalters
nehmen die des deutschen Ordens in Preusscn, namentlich der
unvergleichliche Bau von Marienburg, geradezu die erste Stelle
ein, und Rathhäuser wie die von Lübeck, Rostock, Stralsund,
Tangermünde, Brandenburg, Breslau u. a. finden sich in keiner
andern Gegend so zahlreich.
Unsere Rundschau beginnen wir mit Schlesieni"), weil es
gewissermassen neutraler Boden ist, indem man hier zwar seit
dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts vorherrscheml in Ziegeln
baute, aber doch so, dass die feineren Theile, lilaasswerk, F ialen
u. dgl. in Sandstein ausgeführt wurden und das Material also nur
auf die Gesammtform, nicht auf die Details bestimmend einwirkte.
lm vierzehnten Jahrhundert kam Schlesien unter die Herrschaft
des luxemburgischen Hauses, und die Regierung Karls lV. wirkte
auch hier wohlthätig besonders auf die Hauptstadt Breslau,
Die Mehrzahl ihrer Kirchen stammt aus dieser Zeit. Drei der-
selben haben die Hallenform; so zunächst der obere Bau der
Kreuzkirche, der, wie schon früher bemerktW-t), nicht gleichzeitig
mit der im Jahre 1'295 geweiheten unteren Kirche entstanden sein
kann, sondern das Gepräge des vorgerückten vierzehnten Jahr-
hunderts trägt, dann die s. g. Sandkirche (Unserer lieben Frau
auf dem Sande), endlich die Dorotheenkirche. Eine grössere
Zahl hat dagegen niedrige Seitenschifle, so besonders die beiden
grössesten Kirchen Breslaus, Maria Magdalena und St.Elisabeth,
Ü Gute Abbildungen fehlen fast gänzlich. Nachrichten über die Alter-
thiimer von Breslau geben, abgesehen von den älteren Schriften von Büsching
u. A., Dr. Luchs, Fremdenführer, 1857; derselbe über einige Kunstdenkmäler
von Breslau 1855, und Dr. Lübke in d. Zeitschr. fir Bauwesen 1860, S. 53 1T.
Dazu kommt jetzt noch Dr. Weingärtner in der Zeitschrift des Vereins für
schlesische Geschichte, Band III, Heft 1.
"J Band v, s. 610.