Die
Österreichischen
Alpen.
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Ausser den prachtvollen Kreuzgängen dieser österreichi-
schen Cistercienserklöster, die jedoch theilweise noch der vo-
rigen Epoche angehören, sind im eigentlichen Oesterreich nur
noch Wenige gothische Bauten aus dieser Zeit zu nennen, der
Chor und das 'l'l1ürmcheix der Karthause zu Gaming, die Kar-
thäuserkirche zu Aggsbach, die Stiftskirche zu Ardacker und der
Chor der Pfarre zu Berchtholdsdorf, und auch diese sind zwar
nicht unwürdige, aber doch ziemlich einfache Leistungen
In Steiermark finden wir wieder die Cistercienser als Ur-
heber der besten Bauwerke des Landes, des Kreuzgairges der
Abtei Neub er g (bald nach 1327) und der wegen ihres Thurmes
schon erwähnten Kirche zu Strassengel, welche als ein Wall-
fahrtsort von der Cistercienserabtei Rein abhängig von 1346 bis
1353 erbaut wnrdeätf-i). Es ist ein musterhaftes Werk von ge-
ringer Grösse, aber edelsten Verhältnissen; hallenartig, im Mittel-
schiffe quadrate (I8 Fuss 10 Zoll), in den Seitenschiffeil längliche
Gewölbfelder (12 Fuss 4 Zoll), jene 44 Fuss 3 Zoll hoch, diese
etwas niedriger, ohne Querschiff, im Osten mit drei Nischen aus
dem Achteck, die mittlere um ein Joch voraustretend, die süd-
liche zu jenem reizenden, schon früher erwähnten 'l'hürmchei1
aufsteigend. Die Pfeiler sind nicht so reich wie in Zwetl, übereck
gestellte Vierecke mit Diensten auf den vier Ecken, ihr Kapitäl-
gesims mit freiem Eichenkranze, die Consolen der Seitenschide
mit zierlichem Laubwerk und anderem plastischen Schmucke, das
Ganze einfach, aber durch Frische und Harmonie überaus reizend.
In den österreichischen Alpen kämpften italienische und
deutsche Elemente. lm südlichen Steiermark und [Tnter-Kärnthen
bildet die Drau eine Gränze auf der Architekturkarte; nördlich
derselben ist gothische, südlich, wo die Diöcese von Aqnileja
hinaufreichte, romanische Form vorherrschend Auch in
Tyrol war es eine Folge italienischen Einflusses, daSS Sißll düS
Romanische länger, man kann sagen das ganze dreizehnte Jahr-
Vergl. v. Sacken, in den Mitth. der k. k. Central-Comm. I, 1Ü3, und
in dem Jahrbuche derselben II, 101.
H") Mittheilungen III, 118. Vgl. die Abbildung oben S. 256.
au?) Reisebemerkung des Freiherrn v. Czoernig in den Sitzungs-Protokollen
der k. k. Central-Colum. 1858, S. 27.