Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Oesterreich. 
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mit gleicher Höhe des MittelschilTes (70 Fuss) aufsteigt. Die 
Ausführung ist übrigens ganz im Style der Zeit und sehr schön. 
Die Pfeiler, von edelster Bildung, nicht unähnlich denen des Köl- 
ner Domes und der Kirche von Oppenheim , haben vier stärkere 
und vier schwächere Dienste, durch ziemlich weite und tiefe Höh- 
lungen getrennt, dabei schöne Laubkapitäle; das Maasswerk ist 
streng geometrisch und nicht minder schön. Der innere Chor- 
schluss besteht aus fünf Seiten des Achtecks, der äussere aus 
sieben Seiten des Sechszehnecks, und die Ausgleichung ist sehr 
gut dadurch bewirkt, dass im Umgange zwischen die drei, den 
drei hinteren Seiten des Achtecks entsprechenden regelmässigen 
Kreuzgewölbe dreieckige Gewölbfelder gelegt sind. 
Auch in Heiligenkreuz zeigt der dem älteren Langhause 
wahrscheinlich gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts ange- 
fügte Chor ü) die Absicht, die Traditionen des Ordens mit der 
luftigen Eleganz des neueren Styles zu verbinden, jedoch in an- 
derer Weise. Er schliesst nämlich, noch bestimmter diesen Tra- 
ditionen entsprechend, rechtwinkelig, und bildet einen quadrati- 
schen, unmittelbar an das Querschifi" angelegten, fast die ganze 
Breite desselben einnehmenden Raum, der durch vier schlanke 
Pfeiler in neun quadratische Gewölbfelder gleicher Höhe getheilt 
s) Vergl. Beschreibungen und Abbildungen von Heiligenkreuz in Heidefs 
mittelalterl. Kunstdenkm. d. österr. Kaiserst. Band I. Die Zeit des Chorhaues 
ist nicht ohne Zweifel. Urkundlich steht fest, dass ein neuer Chor schon am 
Ende des dreizehnten Jahrhunderts gebaut wurde; 1288 und 1290 ergingen 
Ahlassbriefe zu Gunsten desselben, 1295 wurde er geweihet. Auch scheinen 
die Glasgemälde wirklich noch aus dieser Zeit zu stammen. Die Detailformen, 
die birnförmigen Profile der Dienste und selbst der Basen an den Pfeilern, die 
Fensterpfosten ohne Kapitale gestatten aber nicht, den gegenwärtigen Bau 
früher als gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts zu setzen. Vergl. darüber 
I-Ieider im Texte des angeführten Werkes S. 46, Kugler Gesch. der Bank. I1], 
305, und endlich Essenwein in den Mittheilungen der k. k. Centr. 00mm. IV, 
313.  Mit dem Plane des Chores von I-Ieiligenkreuz hat der des nahen Ci- 
stercienserklosters Lilienfeld einige Verwandtschaft; auch er bildet nämlich in 
seinem Grundrisse ein Quadrat von nahebei der ganzen Breite des Quersehiffes. 
Allein der grösseste Theil dieses Baues ist niedrig und nur um den romani- 
schen Polygonchor herumgebaut. Vergl. den Grundriss im Jahrbuch der k. k. 
Centr. Commiss. II, Taf. 1. Der Meister von Heiligenkreuz scheint nur diese, 
hier durch Anschluss an den alten Bau entstandene Anlage im Auge gehabt 
und hier regelmässiger und vollkommener ausgeführt zu haben.
	        
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