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Deutsche
Gothik.
durch Herzog Rudolph II. 1359 der Grundstein zur Erneuerung
des Langhauses gelegt. Der Chor ist ein einfacher aber tüchtiger
Hallenbau, drei fast gleich hohe Schiffe jedes in Osten mit drei-
seitigem Polygonschlusse, der mittlere, die eigentliche Chor-
nische, um ein Gewölbe Weiter hinausgerückt; einfache Kreuze-
gewölbe von schlanken, wohlgegliederten Pfeilern getragen,
deren Abstände fast zwei Drittel, die SeitenschiHe fast vier Fünf-
tel der Mittelschitfbreite enthalten; die Höhe des Mittelschiffes
('75 Fuss] vielleicht der ziemlich bedeutenden Breite desselben
nicht völlig genügend, aber dennoch das Ganze, durch hohe vier-
theilige Fenster beleuchtet, ernst und würdig. Dem Meister des
Langhauses waren diese Verhältnisse nicht leicht, nicht elegant
genug. Die Breite der Schiffe musste er beibehalten, dagegen
erweiterte er die Abstände und zwar so sehr, dass er auf jedem
Joche nicht wie dort ein, sondern zwei, wiederum viertheilige
aber schlankere, durch einen schmalen Pfeiler getrennte Fenster
anlegen, die Wand also, mit Hülfe stärkerer Strebepfeiler, unge-
mein leicht halten konnte. Er wollte auch die Höhe steigern,
sollte aber aus einem ökonomischen oder anderen Grunde die
Aussenmauern des Langhauses denen des Chores gleich halten.
Er war daher auf das Mittelschiff allein angewiesen, wagte aber
auch nicht, dies zu der allerdings sehr bedeutenden Höhe hinauf-
zuführen, welche Oberlichter über dem Dache der breiten Seiten-
sehiffe anzubringen gestattete. Er schlug daher einen Mittelweg
ein, indem er auf den Scheidbögen eine Schildmauer ohne Ober-
lichter aufsetzte, durch welche er wirklich eine Gewölbhöhe von
86 Fuss, aber auch kahle, unbelebte Mauerstiicke und einen
dunkeln unbeleuchteten Raum unter dem Gewölbe erhielt, der
Schwerer auf demselben lastet, als es ein niedriges, aber wohl
beleuchtetes Gewölbe gethan haben würde. Dazu kommt, dass
die Pfeiler reich, aber auch ziemlich schwer gebildet sind und
dass das Gewölbe aus einem Netze von sehr starken, in dem Halb-
dunkel des oberen Raumes zu stark schattenden Rippen besteht.
Das Ganze erscheint daher ungeachtet der Doppelfenster jedes
Joches dunkel und ungeachtet der grösseren Höhe gedrückte).
g] Die mitgetheilte Zeichnung hat diese Dunkelheit zwar nicht wiederge-
geben, zeigt aber die Anordnung, welche dieselbe hervorbringt.