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Deutsche
Gothik.
stand dem Bau von 1356 an vor, und erlebte die Einweihung des
Chores im Jahre 1386 so wie die Grundsteinlegung des Lang-
hauses im Jahre 1392. Der Bau schritt 'also nicht sehr rasch
vorwärts; zwischen dem Tode des ersten und der Berufung des
zweiten Meisters liess man vier, zwischen der Einweihung des
Chores und der Gründung des Langhauses sogar sieben Jahre
verstreichen, und bei diesem war man noch nicht über die Fun-
damente hinaus gekommen, als die hussitischen Unruhen aus-
brachen, Welche den Bau für immer beendeten, so dass noch jetzt
nur der Chor und ein einzelner luftiger Bogen des Kreuzschilfes
ausgeführt sind. Der Plan rührt ohne Zweifel ganz von Matthias
von Arras her, nur in der Ausführung findet das kundige Auge
die Verschiedenheit beider Meister; der französische zeichnet
einfach mit flacher Profilirung und sparsamer Anwendung von
Laub- und Maasswverk, der deutsche hat seine Stärke in glän-
zendem Detail und erlaubt sich diesem zu Liebe auch wohl ei-
nen Verstoss gegen den Gesammtplanäk). Dieser ist ganz der
bekannte der grossen französischen Kathedralen in bedeutenden
Dimensionen, denen von Köln und Beauvais ähnlich, nur darin
abweichend, dass die Pfeiler am Rundhaupte eine weitere Sie]-
lung haben, nicht sieben Seiten des Zwölfecks, sondern fünf
Seiten des Neunecks, daher auch nicht von sieben, sondern von
fünf Kapellen umgeben, wie dies sich auch in Frankreich an den
späteren Bauten finde???) Das Aeussere imponirt durch den
rigkeiten der gewöhnlichen Annahme, dass sein Vater Heinrich nicht blos der
Erbauer der Heiligenkreuzkirche zu Gemünd, sondern auch mit dem 1386 nach
Mailand berufenen Meister des Dombaues identisch sei, vergl. Springer a. a.
m] Ich gebe hier Gruebefs sachverständiges Urtheil wieder, während er für
die weitere ästhetische Würdigung, bei der ich eigenen Eindrücken folge, nichß
verantwortlich ist.
i") Grueber, a. a. O. S. 218, schliesst aus einer Uebereinstimmung der
Maasse, dass Matthias von Arras vorzugsweise den Kölner Dorn studin: habe,
und hält die von diesem abweichende Anordnung des Rundhauptes für eine
Aenderung des ursprünglichen Planes. Allein wenn nicht schon Amiens, gab
Beauvais ganz dasselbe Vorbild wie Köln, und die Chor-anlegen der Kathedralen
von Troyes und Tours so wie von St. Ouen in Rouen (Viollet-le-Due II, 342
und 344, I, 239) haben ebenfalls nur fünf Polygonseiten und fünf Kapellen,
so- dass Matthias selbst sehr wohl auch diese weitere Pfeilersvellung angeordnet
haben und doch ganz den Grundsätzen seiner einheimischen Schule gefolgt sein