Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Deutsche 
Gothik. 
wozu neben der geringen architektonischen Neigung auch der im 
südlichen Deutschland seltene Mangel eines guten natürlichen 
Bausteines beitragen mochte. Schon die ältesten, nach dem Be- 
ginne des vierzehnten Jahrhunderts erbauten Kirchen sind voll- 
ständig in Ziegeln, höchstens mit steinernen Rippen und Maass- 
Werk, und daher mit bescheidenen Ansprüchen an Pracht erbaut, 
aber doch nicht ohne die Anmuth, welche der Frühzeit dieses 
Styls eigen ist. Die des vierzehnten Jahrhunderts sind noch 
durchgängig mit niedrigen Seitenschiffen, einschiffigem, zum 
Theil gerade geschlossenem Chore, immer ohne Strebebögen, 
zuweilen sogar mit flacher Decke. Die erste derselben, die St. 
Johanniskirche in Freising?) neben dem Dome als besonderes 
Chorherrnstift gegründet und durch den Eifer des Stifters in 
zwei Jahren (1319 bis 1321) vollendet, ist von mässiger Grösse 
(46 Fuss Höhe unter Gewölbschluss) und grosser Einfachheit. 
Die Gewölbträgel" des Mittelschitfes haben Kapitale, die Gurten 
"der Seitenschitfe aber ruhen auf Consoleil, die Scheidbögeil ent- 
springen sogar ohne Vermittelung aus den Pfeilern, und die 
Wand zwischen ihnen und den auffallend kleinen Oberlichtern ist 
leer und unbelebt. Aber die Reinheit der Formen und die Leich- 
tigkeit des ltellbeleuchteten Chors macht sie doch zur lieblichsten 
Zierde der Gegend. Aehnlich bei grösseren Verhältnissen, ist 
die Benedictenkirche daselbst (1345) und bedeutender und 
reicher die St. Jodocuskirche in Landshut, 72 Fuss hoch unter 
Gewölbschlusse, von der aber aus der Bauzeit von 1338 bis 1368 
jetzt nur das schöne Mittelschiff und der 'l'hurm erhalten sind. 
Mit dem fünfzehnten Jahrhundert kam die Hallenfornl in 
Aufnahme und wurde aussehliesslich angewendet, und dieser 
gehört denn auch der grösste Bau und der Stolz dieser Gegend 
an, die St. Martinskirche zu Landshutißß], deren Erbauung 
von der Bürgerschaft im Jahre 1407 beschlossen und so eifrig 
 Eine allerdings nicht sehr genaue Innenansicht bei Sighart a. a. O_ 
Taf. III. 
H) Ein kleiner Grundriss und Durchschnitt bei Wiebeking Taf. 5. Ol, 
das im Organ für christliche Kunst III, 135 verheissene ausführliche Werk von 
Schmidtner bereits erschienen, ist mir unbekannt. Eine gute Zeichnung der 
Chorstühle im Organ für christliche Kunst III (1853), S. 135.
	        
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