Schwaben.
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seetk), einer der umfangreichsten Kirchen in Schwaben, mochten
wie am Münster zu Ulm die kolossalen Dimensionen niedrigere
Seitenschiße zur Nothwendigkeit machen. Ausser diesen sind
aber alle anderen namhaften Kirchen in Hallenform. Unter ihnen
zuerst die Heiligekreuzkirche zu Gmüildwß) (1351 bis 1431), das
XVerk des Heinrich Arler oder Parler, dessen Sohn später am
Prager Dome der Nachfolger des Mathias von Arras wurde.
Die Facade ist ziemlich reich und ungewöhnlich, mit hohem
Spitzgiebel des Portals, Rosenfenstern und Sculpturen ge-
schmückt. Im Inneren tragen schlanke Rundpfeiler mit ihren
von doppeltem Blätterkranze verzierten Kapitälen ein reiches
Netzgewölbe, und dem hohen Umgange des Chors sind niedrige
Kapellen, doch ohne vertretende Polygonschlüsse angefügt.
Dieser imposante Bau scheint den meisten späteren Kirchen zum
V orbilde gedient zu haben, und namentlich fand die hier zuerst
in dieser Gegend angewendete Verbindung der Hallenform mit
einem Umgange Anklang und wurde im fünfzehnten Jahrhundert
an vielen Kirchen in Schwaben, Franken und Bayern, meistens
jedoch mit Fortlassung der Kapellen, nachgeahmt reißt). Dagegen
hat die Liebfrauenkirche zu Esslingen, von (leren schönem
Thurme wir schon gesprochen haben und die auch sonst zu den
besten Werken der schwäbischen Schule gehört, bei einem Lang-
hause mit drei gleich hohen Schiffen einen einfachen dreiseitig
geschlossenen Chor. Die Dimensionen dieser schon 1321 be-
schlossenen und wahrscheinlich bald darauf begonnenen, aber
erst 1406 mit Eifer fortgesetzten Kirche sind nicht sehr bedeu-
Kugler, Kunstgesch. 3. Aufl. II, 416. Ueber die Kirche von Reut-
lingen vergl. Laib und Schwarz, Formenlehre des romanischen und gothischen
Baustyles, 2. Auii. 1858. Taf. VII und VIII. Sie hat nicht, wie ich Bd. V,
S. 581 irrig gesagt, gerade Decke, sondern Kreuzgewölbe, wohl aber bei übri-
gens eleganter goth. Formbildung achteekige Pfeiler und geraden Chorschluss.
M) Ein Grundriss bei Laib und Schwarz a. a. O. Taf. IX. Uebrigens giebt,
bis das unter. Heidelofs Namen erscheinende Werk über die schwäbischen
Kunstdenkmäler vollständig sein wird , noch immer der Aufsatz von Merz im
Kunstbl. 1845, Nro. 84-86 die umfassendsten_Nachrichten über schwäbische
Kirchen.
Z. B. in Nördlingen und Dinkelsbühl (Wiebeking, Taf. 61), in Schwä-
biSch-Hall, in Anxberg in der Oberpfalz u. s. w.