Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Sclnvaben. 
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Vorhalle sich mit feineren Zügen wiederholt, indem vor dem 
grossen Fenster eine dreifache, von zwei schlankesten Pfeilern 
gebildete Bogenöffnurlg mit reichem Maasswerk angebracht ist; 
endlich das dritte Stockwerk, noch höher und mit reicherer Ver- 
gitterung von dünnen Stäben. Das Gewölbe des Mittelschiffes 
wurde erst 1471, das der SeitenschiEe 1478 geschlossen, und 
die Ausstattung des Thurmes jedenfalls erst im fünfzehnten 
Jahrhundert ausgeführt; sie ist dennoch aber höchst gelungen zu 
nennen. Architektonische Willkürlichkeiten und V erstösse las- 
sen sich nachweisen und die einfachere Haltung der älteren 
Thürme wird vorzuziehen sein, aber die malerische Wirkung der 
wiederholten, leicht vergitterten und kräftig beschatteten Theile 
ist schon jetzt sehr bedeutend und Würde bei wirklicher Vollen- 
dung noch viel stärker sein. 
Ein anderes umfangreiches Bauunternehmen dieser Epoche 
in Schwaben, freilich ganz anderer Art, war die Umgestaltung 
und Erneuerung des Domes zu Augsburg. Diese uralte bi- 
schöfliche Kirche, auf dem einstigen Forum der rönrischen Stadt 
erbaut, hatte aus Rücksicht auf die Märtyrerstätten der ersten 
Christen oder nach älterer Aulfassung die Chorapsis im Wfesten. 
Im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts beschloss man, dieser 
Abweichung von dem jetzt allgemeinen Herkommen durch An- 
lage eines neuen Chores zu entgehen, begann aber die Arbeit im 
Jahre 1321 zunächst mit einer Umgestaltung des Langhauses, 
welches durch zwei äussere Seitenschiße erweitert und mit V er- 
stärkung der alten Pfeiler überwölbt wurde. Baumeister dieses 
'l'heiles War zufolge der Inschrift am Südportale hier noch einmal 
Wieder ein Geistlicher, der Dom-Custos Conrad von Randegg k), 
der jedoch starb, ehe es zur Ausführung des neuen Chores 
(1356  1431) kam, so dass es dahin gestellt bleiben muss, ob 
der Plan desselben von ihm herrührt. Jedenfalls macht er seinem 
Erfinder nicht grosse Ehre. Er hat nach französischer XVeise 
Umgang und Kapellenkranz, nähert sich aber in sofern den For- 
men der llallenkirche, als die Seitenschifle höher sind als ge- 
k) Allioli, die Broncethür des Domes zu Augsburg, 1853, S. 34 ff. Vergl. 
bei Wiebeking Taf. 1, 6, 44 Durchschnitt, Aussenansicht und Grundriss.
	        
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