Nürnberg.
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Spätzeit schon sehr stark offenbaren?) Das Maasswerk der
Fenster ist sehr willkürlich und der Mangel der Kapitäle an den
Pfeilern um so unschöner, als diese nicht, wie in anderen späte-
ren Bauten, einfache Rundsäulen sind, aus denen die Gurten
herauswachsen, sondern aus acht cylindrischen Stämmen be-
stehen, die sich oben alle einzeln ohne Vermittelnng in scharf
protilirte Gurte verwandeln. Aber dennoch macht das Ganze
durch die Schlankheitdieser Pfeiler und durch die guten Ver-
hältnisse der weiten und lichten Hallen und der hohen viertheili-
gen Fenster einen recht würdigen, kirchlichen Eindruck. Auch
am Aeusseren wirkt der allerdings etwas breite Schluss mit
Sieben Seiten des Sechszehneckes bei den bedeutenden Dimensio-
nen nicht unpassend, sondern eher imposant, und die ganze Aus-
stattung der Strebepfeiler mit Baldachinen und Fialen, der Fenster
mit ihren in die Balustrade eingreifenden Spitzgiebeln, selbst der
WVandräume zwischen ihnen mit Nischen, ist reich und mit gu-
tem Geschmack ausgeführt. Man lernt dies um so mehr schätzen,
wenn man den im folgenden Jahrhundert (1439 --1477) der Lo-
renzkirche angebauten ähnlichen Chor damit vergleicht, dessen
Aeusseres dadurch, dass die Strebepfeiler in das Innere hineinge-
zogen und die Fenster, statt in voller Höhe, kleiner und in zwei
Reihen gebildet sind, sclnverfällig und nüchtern erscheint, ob-
gleich dem Inneren auch hier das Verdienst einer würdigen und
behaglichen Grossräumigkeit, eine bleibende Eigenschaft der
Nürnberger Schule, und eine grosse Schönheit des Decorativen,
namentlich der mit Recht bewunderten steinernen Gallerie nicht
abzusprechen sind.
Ueberhaupt ist die Ornamentik, sei es bei der Verzierung
kirchlicher oder weltlicher Gebäude, sei es bei rein decorativen
Anlagen, die eigentliche Stärke dieser Schule. Der berühmte
schöne Brunnen, den ebenfalls Schonhofers Meisterhand mit
Statuen schmückte, und der nicht minder beliebte Erker am Se-
baldus-Pfarrhof e (1361), der so einfach mit seinem achtecki-
gen Fusse aus dem Boden hervorwächst, um sich oben wie eine
reiche Blume zu entfalten, sind beide in ihrer Art unübertrolfene
Werke von höchster Anmuth. Die Eigenschaften gesunder Raum-
Kallenbach Chronologie Taf. 56 und 57.