Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Deutsche 
Gothik. 
erhöht wird. Noch glänzender ist das Aeussere; die Strebepfeiler 
mit Baldachinen und Fialen, die Fenster mit geschweifter Arcl1i- 
volte und reichem Stabwerk unter dem Gesimse, dann besonders 
das südliche Hauptportal mit hoher Mauervertiefung, in welcher 
der Stammbaum Christi, banmartig gebildet mit vielen Figuren 
auf seinen Aesten aufsteigt, dies freilich so wie der Thurm ohne 
Zweifel erst Werke des fünfzehnten Jahrhunderts 
Ein anderes sehr tüchtiges, wenn auch viel einfacheres Ge- 
bäude dieser Zeit ist die Pfarrkirche zu Unna, welcher der 
schon oben erwähnte mit einem hallenartigen Umgange versehene 
Chor, nach Inschriften 1389  1396 erbaut, zur besonderen 
Zierde gereicht. Allein schon hier hat das Schiff einfache Rund- 
pfeiler, an denen die Gewölbrippen auf ziemlich roh gearbeiteten 
Kämpfern ruhen und die meisten in dieser späteren Zeit des vier- 
zehnten Jahrhunderts entstandenen Kirchen, wie St. Martin zu 
Münster und die beiden Kirchen von Bielefeld, adoptirten diese 
rohe Form, welche besonders in Verbindung mit der durchgän- 
gigen Gleichheit der Breite und Höhe eine überaus nüchterne Er- 
scheinung giebt. 
Günstiger zeigt sich die Eigenthümlichkeit der westphäli- 
sehen Schule an weltlichen Gebäuden, namentlich an den Rath- 
häusern der jetzt in hoher Blüthe stehenden Städte. Sie haben 
insofern einen gemeinschaftlichen Typus, als sie nicht freiste- 
hende, breite Massen, wie etwa die Communalpaläste Italiens, 
sondern wie die Bürgerhäuser eine schlanke Facade gegen die 
Strasse bilden, welche dann unten meistens eine offene Vorhalle, 
in dem mittleren Stockwerke Maasswerkfenster, und den Giebel 
endlich in mehreren treppenförmigen, mit durchsichtigem Maass- 
Werk verzierten Absätzen hat. Die chronologische Reihe der- 
selben eröffnet das zu Dortmund, wahrscheinlich noch der 
vorigen Epoche angehörend, die Vorhalle mit zwei breiten Spitz- 
bögen auf einfachen Pfeilern öffnend, sehr ernst, ohne gesuchten 
Schmuck, aber durch seine Anlage bedeutsam und malerisch. 
Das ausgezeichneteste ist aber das zu Münster aus der zweiten 
Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts. Unten die Vorhalle mit 
ß) Eine wenn auch 
mälern Westphalens. 
befriedigende Abbildung in SchimmePs Denk- 
nicht
	        
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