Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

YVestphalen. 
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beigehende Strasse keine weitere Ausdehnung und man hat diese 
originelle Anlage vielleicht nur zu dem Zwecke gewählt, um ein 
kräftiges XViderIager für das Gewölbe zu gewinnen, zumal dieses 
nicht blos durch seine Höhe, sondern auch durch seine Ausfüh- 
rung eine besondere Bedeutung hat, indem seine Rippen statt der 
einfachen Kreuzung ein Sterngewölbe bilden. l)iese Neue- 
rung, die wir hier zum ersten Male finden, wurde als eine wün- 
schenswerthe Ergänzung des Hallensystems schnell fast allgemein 
adoptirt und macht fortan häufig die einzige Zierde der immer 
einfacher und plumper gestalteten Kirchen aus. 
Indessen gehört auch die eleganteste und geschmückteste 
Kirche Westphalens, St. Lambertus zu Münster, wenigstens 
ihrer Anlage und ihrem Anfange nach noch dieser Epoche an, 
obgleich ihre Beendigung weit über die Grenzen derselben hin- 
ausliegt. Alles ist hier auf Pracht und Wirkung berechnet. Die 
Dimensionen sind nicht bedeutend und die Anlage ist, wahr- 
scheinlich wegen anstossentlel- Gebäude oder älterer Fundamente, 
sehr unregelmässig geworden; weder die beiden Seitenscl1ifi'e_ 
noch die Pfeilerabstänile sind gleich und ein Nebenchor ist nur 
auf einer Seite ausgeführt. Aber diese Beschränkung hat den 
Meister nicht gehindert, dem Inneren eine bedeutende perspec- 
tivische XVirkung zu geben, welche er dadurch erreichte, dass er 
die Pfeilerabstänile nicht blos im Verhältniss zur Breite eng an- 
legte, sondern auch nach dem Chore zu abnehmen liess. Die 
Zeit und besonders das wilde Regiment der Wiedertäufer haben 
die Kirche nicht verschont; die XVanilgemälde sind übertüneht, 
die Statuen, von welchen die Consolen und Baldachine an den 
Pfeilern zeugen, die Glasgemälde fehlen. Aber die schlanken, 
wechselnd gebildeten, meist von vier I-lalbsäulen umgebenen 
Pfeiler, ihre schönen Laubkapitäle, das freilich sonderbare aber 
reiche Fenstermaasswerk, von dem ich schon gesprochen habe, 
die netz- und sternartigen Gewölbe der verschiedenen Schiffe, 
geben den Eindruck einer heiteren Pracht, der durch die fenster- 
reichen polyigonischeil Chöre und besonders durch das Stabwerk 
einer zwischen denselben aufsteigenden XVenrleltrcppe bedeutend 
NVestphalen vor, z. B. in I-Iamm und in Höxter, beide mit südlichen Seiten- 
schiffcn. Lübke Taf. XX und S. 294 und 432.
	        
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