Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Deutsche 
Gothik. 
die Anordnung der Fenster. Während nämlich die übrigen die 
gewöhnliche, spitzbogige, viertheilige Gestalt haben, sind die 
mittleren der SeitenschiHe als mächtige Rosen gestaltet, S0 dass 
sie, ungeachtet der Gleichheit aller Gewölbfehlcr, die Bedeutung 
des Querarmes und in Beziehung auf den durch den Chor bezeich- 
neten Hauptstamm des Kreuzes die Kreuzgestalt anzeigen, und 
so vor der Monotonie bewahren, Welche durch die durchgän- 
gige Gleichheit aller Breiten entstehen konnte. 
Vielleicht um dieser Monotonie und der Gefahr allzu leerer 
weiter Hallen zu entgehen, gab man um dieselbe Zeit in anderen 
Fällen den SeitenschiHen und dem Pfeilerabstande ganz nach alter 
Weise nur die halbe Breite des Mittelsehiffes und erhielt daher 
so schmale Gewölbfelder, dass je zwei auf ein Quadrat gingen. 
An der Katharinenkirche zu Osnabrück (1340-1393) 
möchte man das einem auswärtigen Einflusse zuschreiben, da sie 
auch sonst in manchen Details von allen westphälischeir Kirchen 
abweicht; allein auch der zufolge einer Inschrift ebenfalls 1340 
begonnene stattliche Neubau der Liebfrauenkirche oder 
Ueberwasserkirche zu Münster, deren schöner Thurm schon 
oben erwähnt ist, hat dieselbe gedrängte Pfeilerstelluug, die frei- 
lich auch hier schwerfällig erscheint. 
Ein in mehr als einer Beziehung merkwürdiger Bau ist das 
Langhaus der ehemaligen Dominicaner-, jetzigen katholischen 
Pfarrkirche zu Dortmund, dem einschifiigen, 1353 beendeten 
Chore anscheinend etwa zwanzig Jahre später angefügt.  ist 
die eigenthümlichste Verbindung von Eleganz und liformlosigkeit. 
Das Mittelschiff und das südliche Seitenschiß, jenes aus drei qua- 
draten Gewölbfeldern bestehend, dieses von halber Breite, von 
einander durch schlanke kantonirte Rundsäulen getrennt und zu 
der bedeutenden Höhe von '75 Fuss aufsteigend, bilden nämlich 
Hallen von sehr eleganten Verhältnissen, wenn auch nach der 
Weise dieses Ordens in den Details schlicht gehalten. VVendet 
man sich dagegen nördlich, so stehen hier statt jener Rundpfeiler 
schwere viereckige Mauerpfeiler, hinter denen an Stelle eines 
Seitenschilfes ein schmaler, dunkler, von einem 'l'onnengewölbe 
bedeckter Gang hinläuftit). Wie es scheint, gestattete die vor- 
3] Klosterkirchen mit nur Einem SeitenschilTe kommen auch sonst in
	        
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