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Deutsche
Gothik.
die Anordnung der Fenster. Während nämlich die übrigen die
gewöhnliche, spitzbogige, viertheilige Gestalt haben, sind die
mittleren der SeitenschiHe als mächtige Rosen gestaltet, S0 dass
sie, ungeachtet der Gleichheit aller Gewölbfehlcr, die Bedeutung
des Querarmes und in Beziehung auf den durch den Chor bezeich-
neten Hauptstamm des Kreuzes die Kreuzgestalt anzeigen, und
so vor der Monotonie bewahren, Welche durch die durchgän-
gige Gleichheit aller Breiten entstehen konnte.
Vielleicht um dieser Monotonie und der Gefahr allzu leerer
weiter Hallen zu entgehen, gab man um dieselbe Zeit in anderen
Fällen den SeitenschiHen und dem Pfeilerabstande ganz nach alter
Weise nur die halbe Breite des Mittelsehiffes und erhielt daher
so schmale Gewölbfelder, dass je zwei auf ein Quadrat gingen.
An der Katharinenkirche zu Osnabrück (1340-1393)
möchte man das einem auswärtigen Einflusse zuschreiben, da sie
auch sonst in manchen Details von allen westphälischeir Kirchen
abweicht; allein auch der zufolge einer Inschrift ebenfalls 1340
begonnene stattliche Neubau der Liebfrauenkirche oder
Ueberwasserkirche zu Münster, deren schöner Thurm schon
oben erwähnt ist, hat dieselbe gedrängte Pfeilerstelluug, die frei-
lich auch hier schwerfällig erscheint.
Ein in mehr als einer Beziehung merkwürdiger Bau ist das
Langhaus der ehemaligen Dominicaner-, jetzigen katholischen
Pfarrkirche zu Dortmund, dem einschifiigen, 1353 beendeten
Chore anscheinend etwa zwanzig Jahre später angefügt. ist
die eigenthümlichste Verbindung von Eleganz und liformlosigkeit.
Das Mittelschiff und das südliche Seitenschiß, jenes aus drei qua-
draten Gewölbfeldern bestehend, dieses von halber Breite, von
einander durch schlanke kantonirte Rundsäulen getrennt und zu
der bedeutenden Höhe von '75 Fuss aufsteigend, bilden nämlich
Hallen von sehr eleganten Verhältnissen, wenn auch nach der
Weise dieses Ordens in den Details schlicht gehalten. VVendet
man sich dagegen nördlich, so stehen hier statt jener Rundpfeiler
schwere viereckige Mauerpfeiler, hinter denen an Stelle eines
Seitenschilfes ein schmaler, dunkler, von einem 'l'onnengewölbe
bedeckter Gang hinläuftit). Wie es scheint, gestattete die vor-
3] Klosterkirchen mit nur Einem SeitenschilTe kommen auch sonst in