Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Deutsche 
Gothik. 
Anlage stammen, kommen daher nur zweimal und beide Male 
unvollendet vor, an St. Maria zur VViese in Soest und an der 
lllartinikirche zu Bielefeld. In allen anderen Fällen ist nur ein 
Thurm vor der WVestseite, der einige Male zwischen den vorge- 
ischobenen Seitenschiffeil, meistens aber alleinstehend in Mittel- 
schiffbreite in kräftiger, wenig verjüngter Gestalt, als entspre- 
chender Gegensatz des breit gelagerten, schsveren und von dem 
einen gewaltigen Dache bedeckten Kirchenhanses ruhig aufsteigt. 
Reiche Zier ist dann auch diesen Thürmen nicht gegeben; grosse 
Spitzbogenfenster und einfache, oft noch mit einem gothischen 
Bogenfriese verbundene Gesimse, als Grenzen der Stockwerke, 
bilden die ganze Gliederung. Steinerne Helme giebt es nicht, 
sondern nur achteckige, mit Schiefer belegte Holznvramiden. Bei 
Weitem der reichste und bedeutendste Thurm der Provinz ist der 
der Liebfrauenkirche (Ueberwasserkirche) zu Münster, 
auch er in den drei unteren "viereckigen Stockwerken nur von 
spitzbogigen Blenden belebt, dann aber von einem achteckigen, 
allerdings ziemlich schwerfälligen, aber reich verzierten und von 
Eckfialen überragten Aufsatze bekrönt. Reiche Portalanlagen 
kommen zwar einige Male, aber doch immer als Ausnahmen vor, 
und die einzige Stelle, welche sich sonst für ornanientistische 
Zwecke darbot, die Giebel des Chorschlusses oder der Kreuz- 
arme, sind zwar mit freistehendem Stabwerk oder blinden Nischen, 
ähnlich wie in den Ländern des Ziegelbaues, aber doch immer 
sehr mässig geschmückt. 
Ein bedeutendes Fortschreiten darf man in dieser Schule 
nicht erwarten. Schon das eigentlich erste gothische Gelaäurle, 
der Dom zu Minden, hatte die einfachen Erfordernisse der West- 
phälischen Ilallenkirche so befriedigend festgestellt, dass man im 
Wesentlichen dabei blieb. Statt des glänzenden lilaasswerkes 
dieses Domes gab man laescheideneres, statt der acht Halbsäulen 
des Pfeilers zuweilen vier, aber abgesehen von diesen Beschrän- 
kungen kann man die meisten der in dieser Epoche entstandenen 
Kirchen geradezu als Nachahmungen jenes Vorbildes charakte- 
risiren. Allerdings bedurfte dasselbe in einer Beziehung (lringend 
der X7erbcsserung. Indem man nämlich dort die Grundverhält- 
nisse der älteren Kirchen beibehalten hatte und dennoch llaupt-
	        
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