Choranlage.
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gung eines Kapellenkranzes beabsichtigt und nur in Folge localer
Beschränkung durch Abschüssigkeit des 'l'errains oder durch die
Strassen der Stadt unterblieben ist. Irlallenartige Chorumgänge
kommen an den ältesten Irlallenkirchen nicht vor, und zivai" wohl
mit Recht, indem der einschiftige Chor mit Seinen engeren und
dichteren Fenstern einen günstigeren Gegensatz gegen das weit-
räumige und Weniger beleuchtete Langhaus bildet. Später dage-
gen gab man auch hier der Neigung für weite hallenförmige
Räume nach. Ausserdem aber fügte man gern den llallenchor
älteren Kirchen mit niedrigen Seitenschiflen an, um dadurch ohne
gänzlichen Neubau grössere und lufligere Räume zu gewinnen.
Die Anlegung besonderer Kapellen war dabei entbehrlich, indem
man die hohen Llmgangsmauern gern so weit wie möglich hinaus-
führte und inilluen Raum genug zur Aufstellung von Altären
hatte. Nur ausnahmsweise, z. B. bei der Cistercienserkirche zu
Zwetl in Oesterreichdt) ilach den besonderen Bedürfnissen des
Ordens, fügte man grössere Kapellen hinzu, häufiger dagegen
zog mangnicht blos im Chore, sondern in der ganzen Kirche die
Strebepfeiler in das Innere und brachte zwischen ihnen, wie dies
in der Heiligenkreuzkirche zu Gmünd und in einigen Hallenkir-
chen des Ziegelbaues, besonders in der Mark Brandenburg, der
Fall ist, kleine und niedrige kapellenartige Räume an.- Eines der
ältesten Beispiele der Erbauung eines hallenartigen Chors an
einer älteren Kirche mit niedrigen Abseiten ist die Sebalduskirche
zu Nürnberg (1361), der dann später die Lorenzkirche daselbst,
die Franziscanerkirclle zu Salzburg, die Pfarrkirche zu Botzen,
die grosse Marienkirche zu Lippstadt u. a. folgtentm). Die Zahl?
der eigentlichen Hallenkirchel] mit gleichhohen Chorumgängen
ist sehr gross; zu den ältesten mögen die Godehardskirche zu
Brandenburg (1324-1346) und die schon genannten Kirchen zu
Zwetl (1343) und zu Gmünd (1351) gehören, von den späteren
Will ich nur die Katharinenkirche zu Unna (1389-1396), St.
a") Der Grun d ri ss S. 241 nach d. mittelalt. Kunstdenkln. d. öst. Kaiseljst. II.
w] Die beiden Nürnberger Kirchen u. a. bei Rettberg, Kunstleben, VS. 39
und 18, Salzbnrg im Jahrb. d. k. k. Centr. Commiss. II, 37. Botzen in
den Mitth. derselben II, 98 ff. Lippstadt bei Lübke Westphalen, 'l'af. X
und S. 156.