Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Choranlage. 
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gung eines Kapellenkranzes beabsichtigt und nur in Folge localer 
Beschränkung durch Abschüssigkeit des 'l'errains oder durch die 
Strassen der Stadt unterblieben ist. Irlallenartige Chorumgänge 
kommen an den ältesten Irlallenkirchen nicht vor, und zivai" wohl 
mit Recht, indem der einschiftige Chor mit Seinen engeren und 
dichteren Fenstern einen günstigeren Gegensatz gegen das weit- 
räumige und Weniger beleuchtete Langhaus bildet. Später dage- 
gen gab man auch hier der Neigung für weite hallenförmige 
Räume nach. Ausserdem aber fügte man gern den llallenchor 
älteren Kirchen mit niedrigen Seitenschiflen an, um dadurch ohne 
gänzlichen Neubau grössere und lufligere Räume zu gewinnen. 
Die Anlegung besonderer Kapellen war dabei entbehrlich, indem 
man die hohen Llmgangsmauern gern so weit wie möglich hinaus- 
führte und inilluen Raum genug zur Aufstellung von Altären 
hatte. Nur ausnahmsweise, z. B. bei der Cistercienserkirche zu 
Zwetl in Oesterreichdt) ilach den besonderen Bedürfnissen des 
Ordens, fügte man grössere Kapellen hinzu, häufiger dagegen 
zog mangnicht blos im Chore, sondern in der ganzen Kirche die 
Strebepfeiler in das Innere und brachte zwischen ihnen, wie dies 
in der Heiligenkreuzkirche zu Gmünd und in einigen Hallenkir- 
chen des Ziegelbaues, besonders in der Mark Brandenburg, der 
Fall ist, kleine und niedrige kapellenartige Räume an.- Eines der 
ältesten Beispiele der Erbauung eines hallenartigen Chors an 
einer älteren Kirche mit niedrigen Abseiten ist die Sebalduskirche 
zu Nürnberg (1361), der dann später die Lorenzkirche daselbst, 
die Franziscanerkirclle zu Salzburg, die Pfarrkirche zu Botzen, 
die grosse Marienkirche zu Lippstadt u. a. folgtentm). Die Zahl? 
der eigentlichen Hallenkirchel] mit gleichhohen Chorumgängen 
ist sehr gross; zu den ältesten mögen die Godehardskirche zu 
Brandenburg (1324-1346) und die schon genannten Kirchen zu 
Zwetl (1343) und zu Gmünd (1351) gehören, von den späteren 
Will ich nur die Katharinenkirche zu Unna (1389-1396), St. 
a") Der Grun d ri ss S. 241 nach d. mittelalt. Kunstdenkln. d. öst. Kaiseljst. II. 
w] Die beiden Nürnberger Kirchen u. a. bei Rettberg, Kunstleben, VS. 39 
und 18,  Salzbnrg im Jahrb. d. k. k. Centr. Commiss. II, 37.  Botzen in 
den Mitth. derselben II, 98 ff.  Lippstadt bei Lübke Westphalen, 'l'af. X 
und S. 156.
	        
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