Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Einleitung. 
Ordnung. Man sagte sich immer lauter in allen Ländern, 
dass Avignon, der Sitz des Oberhauptes der Christenheit, auch 
die hohe Schule des Lasters sei de]. Mehr und mehr lösten 
sich die Bande der Disciplin, und endlich standen und zwar 
lange Jahre hindurch, zwei Päpste einander feindlich gegen- 
über. Die Einheit der Christenheit war augenblicklich ge- 
brochen, bleibend gefährdet. 
Auch das Kaiserthum war längst nicht mehr der Re- 
präsentant dieser Einheit. Zwar standen zum Theil kräftige 
und begabte Fürsten, wie Heinrich VII. und Karl IV  an 
der Spitze des Reiches, aber den Anspruch auf die Schirm- 
herrschaft des apostolischen Stuhles und auf die erste Stelle 
der weltlichen Christenheit gaben sie mehr und mehr auf, um 
sich in die bescheidenere Stellung einer bedingten Oberherr- 
schaft über die deutschen Landesherrexi zurückzuziehen  
Die Kaiserkrone diente ihnen nur als Mittel zur Begründung 
einer I-Iausmacht, lllld wenn sie zuweilen noch die Rolle des 
obersten Richters zwischen den Nationen spielten, so war dies 
wirklich nur ein theatraliseher Pomp, der mit ihrer Schwäche 
arg contrastirte und dem Niemand ernste Bedeutung beilegte. 
Wegen der inneren Verbindung des Kaiserthums mit dem 
Papstthume war der Verfall der Kirche für Deutschland be- 
sonders verderblich; zwiespaltige Königswahlen, Streit und 
Parteiung zwischen den einzelnen Machthabern und selbst im 
Inneren der Städte, nie endende Fehden, Verwirrung und 
Jammer aller Art waren die Folgen. Frankreich und England 
i] Petrarca in vielen Stellen seiner Briefe. Es ist stehend, dass er 
Avignon als Babylon bezeichnet und apokalyptische Bilder darauf anwendet. 
Mitto, sagt er einmal, stnpra, raptns, ineestus, adnlteria, qui jam Ponti- 
ficalis lasciviae ludi sunt.  Veritas, heisst es an einer andern Stelle, ibi 
dementia est, abstinentia rnsticitas, pndicitia prnbrnm ingens, deniqne pec- 
candi licentia magnanimitas et libertas eximia (vergl. Opp. Basileae 1554. 
Vol. II, p. 805  Obgleich mit rhetorischer Uebertreibung ausge- 
drückt, sind es die Ueberzengungen eines besonnenen, frommen Mannes. 
w) Sed hodie adeo depressa est imperialis potestas, nt magis hono- 
retur ac vereatut etiam a maximo usque ad minimum aiiquis capitanens 
gentium armigerornm in Italia, qnam imperator vel rex Romanornm. Petr. 
da Alliaco, de necessitate reformationis, bei v. d. Hardt. Tom. I, part. 2, 
S. 322. 
	        
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