Schlussbemerkung.
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Wölbungen verzieht. In dem vorliegenden Falle ist zwar der
Ausdruck von Weichheit dadurch verstärkt, dass die Wände des
Kreuzganges noch die geschweiften Bögen und runden Linien
des fliesserxden Maasswerks tragen; und also die Weichen Ele-
mente beider Style vereinigen. Indessen ist dies mit einer Fri-
sche des Gefühls und mit einer Grazie geschehen, welche den
Tadel noch nicht aufkommen lässt.
Und so können wir denn auch die Kritik dieses Styles der
späteren Geschichte überlassen. Er war das Resultat langer
angestrengter Thätigkeit. Der ursprünglich französischen G0-
thik war nun das Gepräge des Fremdartigen genommen, sie war
mit den Ansprüchen des brittischen Gefühls so verschmolzen,
dass sie nun wirklich nationales Eigenthum war. Der Kampf
war wie auf politischem, so auch auf architektonischem Gebiete
siegreich ausgefochten, imd die Kunst durfte wohl eine Zeitlang
auf ihren Lorbeeren ruhen. Scheint uns dieser Styl zu weichlich,
so mögen wir bedenken, dass vielleicht gerade die Festigkeit
und der Ernst des brittischen Charakters eine grössere Weich-
heit der Kunst fordert und unschädlich macht.
Eine auffallende 'l'hatsache, welche zur Kunst zwar nur
in sehr äusserlicher Beziehung zu stehen scheint, aber doch viel-
leicht auch auf den Charakter dieses Styles Einfluss hatte, mag
noch zum Schlusse erwähnt werden. Es ist bekannt, dass die
englische Freiheit sehr allmälig heranwuchs und lange Zeit noch
Gewaltmaassregeln der Könige gestattete, welche man selbst
damals in anderen Ländern nicht duldete. Eduard III. , dem die
Bedürfnisse eines populär gewordenen Krieges eine Art dictato-
rischer Befugniss gaben, ging darin sehr weit, und gerade auf
dem Gebiete architektonischer Thätigkeit findet sich eine der
schlagendsten Erscheinungen dieser Art. Nicht blos für den
Krieg, sondern auch für seinc Prachtliebe verschaffte er sich die
Dienste des Volkes mit Gewalt. Zum Bau des Schlosses zu
Windsor und zu dem der Stephanskapelle zu Westminster wur-
den von Zeit zu Zeit Arbeiter gepresst; bald aus gewissen be-
stimmten Städten oder Grafschaften, bald aus dem ganzen Reiche.
Den Aufsehern dieser Bauten war überlassen, die geeigneten
Handwerker heraus zu finden, den Sherifs die Verpflichtung auf-