Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Perpendicularstyl. 
Spitzbogen mit einer Scheitelhöhe von 11 Fuss erhebt, misst 
sein Pfeiler bis zu demselben Punkte 32 Fnss, und in der übrig- 
bleibenden Scheitelhöhe von 7 Fuss steigt der Bogen nicht in 
einfacher Kreislinie, sondern giebt, weil aus zwei Krcisstücken 
zusammengesetzt, eine luftigere Oelfnung. Der normannische 
Bau hatte, obgleich nur auf eine Holzdecke berechnet, im Mittel- 
schiff hoch aufwärts steigende, ununterbrochene halbcylindrische 
Dienste; im Chorbau sind sie bei der beabsichtigten Verkleine- 
rung der Pfeiler fortgemeisselt, Wykeham hat dagegen den 
Vortheil, den sie ihm gewährten, wohl verstanden, sie mit dünn- 
ster Umkleidung beibehalten, und ihnen erst unter dem Gewölbe 
ein Kapitäl gegeben. Ausserdem aber hat er die Ecken des nor- 
mannischen Pfeilers ausgefüllt, so dass das jetzige Pfeilerprotil 
von jener vorderen, ziemlich kräftigen Halbsäule zu der Gruppe 
schlankerer, aber auch noch mit einem Kapitäl versehener Halb- 
säulen unter dem Scheidbogen in diagonaler Richtung abgleitet 
und hier nur mit feinen Rundstäben bekleidet ist, welche für ein 
Kapitäl viel zu zart theils den mittleren Gewölbdienst begleitend 
sich in den oberen Schildbogen verlieren, theils um den Weich- 
geformten Scheidbogen eine rechtwinkelige Umrahmung bilden. 
Ueber dem auf zierlichen Kragsteinen ruhenden Gesimse dieses 
ersten Stockwerks liegt dann ein von der Pfeilerdecke getragener 
Umgang, dessen Balustrade mit niedrigen Arcaden eine leichte 
Reminiscenz an die ehemaligen 'l'riforien giebt luid hinter wel- 
chem die Fensterwand aufsteigt. Die Oberlichter sind nicht viel 
grösser wie die des normannischen Baues, aber sie geben mehr 
Licht, weil sie statt des Rundbogens mit einem überaus stumpfen 
und flachen Spitzbogen gedeckt sind, noch stumpfer und flacher 
wie der Arcadenbogen; sie sind dreitheilig, im Maasswerk die 
Hiessexiden Linien der scheidenden und die Perpendicularbiltlung 
der beginnenden Epoche geschmackvoll verschmelzend. Bemer- 
kenswerth ist, dass die Fenster der SeitenschiWe ihnen ganz 
gleich und nur dadurch verschieden sind, dass die am Fusse der 
Oberlichter an das Dach der SeitenschiWe anstossenden und daher 
nur in blindem Maasswerk ausgeführten Felder an den unteren 
Fenstern wirklich durchbrochen sind. Da nun überdies dieselben 
Felder auch als blindes Maasswerk die Wände bedecken, so ist
	        
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