Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Perpendicularstyl. 
Visitationsverhandlung, dass das Schiff der Kirche im Verfall 
sei, was vielleicht eine Folge des nicht fortgesetzten Umbaues 
war, legte, hierauf gestützt, den Stiflsgeistlichen Beiträge zu den 
Herstellungen auf, und schritt nun mit Energie zu dem, ohne 
Zweifel längst vorher überlegten Werke. Als er zehn Jahre 
darauf (1404) in dem hohen Alter von achtzig Jahren starb, 
waren,.wie wir aus seinem Testament entnehmen, die Seiten- 
schitfe vollendet und der Oberbau angefangen, für dessen Wei- 
terführrnlg in denselben Formen er bedeutende Summen hinter- 
liess und Executoren bestellte. In der That ist das ganze Lang- 
haus durchaus gleich un(l in Formen gebaut, Welche gewisser- 
maassen vorgreifend sind und den neuen, von jetzt an bis in das 
sechszehnte Jahrhundert herrschenden englisch-gothischen Styl 
im Wesentlichen ganz fixirteu. Die Aufgabe war hier dadurch 
bedingt, dass die mächtigen felsenfesten Mauermassen des nor- 
mannischen Baues benutzt werden sollten, und die Erhaltung der 
alten Kreuzschiffe, sowie die Verschiedenheit des von Wykeham 
angewendeten Steines gestatten uns, genau zu controlliren, wie 
er dabei verfuhr. 
Die alte Kirche k) bestand, wie in ihrer Zeit gewöhnlich, 
aus drei Stockwerken, von denen die beiden oberen fast gleich- 
hoch waren und das lmtere mn' wenig höher. Schon Bischof 
Edington bei seiner Aenderung des Chores hatte das mittlere 
Stockwerk, die Gallerie, geopfert und zur V ergrösserlnig der 
beiden anderen benutzt, aber dabei die Scheidbögen doch nur 
mässig erhöht und dafür nach damaliger Sitte die Pfeiler dülmer, 
die Oeffilungen luftiger gemacht. Wykeham verfuhr ganz an- 
ders; auch er schlug den Boden der Gallerie und ihre Säulen fort, 
liess aber die alten Pfeiler, so schwerfällig sie erschienen, un- 
versehrt, gab ihnen sogar noch eine Bekleidung in feinem Sand- 
stein, öffnete dagegen den Scheidbogen, dessen Scheitel im nor- 
mannischen Bau 25, im Chore 31 Fuss über dem Boden lag, bis 
auf 39 Fuss, und wusste durch seine Behandlung der Details 
seinem schweren Pfeiler den Ausdruck elegantester Leichtigkeit 
zu geben. Das Mittel dazu war zunächst der gedrückt-e Bogen; 
während nämlich in dem Werke seines Vorgängers im Chore 
f) Britton, Cath. Antiqu. V01. III, Winkles V01. I.
	        
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