Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Wilhelm 
VOll 
Wykeham. 
treten, und auch die vornehmen Jünglinge, die man hieher zu 
ziehen wünschte, in einer nicht abstossenden Weise empfangen 
sollten. Eine Mischung des Weltlichen und Kirchlichen, der 
Formen des Schlosses und des Klosters war daher geboten. 
Während die Klöster meistens allmälig, mit sparsam zuflies- 
senden Mitteln und immer neben einer mächtigen, sie Weit über- 
ragenden Kirche errichtet waren, bedurfte es hier nur einer Ka- 
pelle von mässigen Dimensionen neben einem Complexus von 
bequemen und zweckmässig angelegten Wohn- und Lehrräumen, 
der sich als ein zusammenhängendes Werk eines mächtigen Stif- 
ters darstellen sollte. Allen diesen Rücksichten ist nun in beiden, 
sehr verwandten Anlagen meisterlich genügt. Die stattlichsten 
Theile, die Kapelle und die grosse Halle, welche als Speisesaal 
und zu Versammlungen dient, sind mit dem Thurme oder an- 
deren grossräumigen Gebäuden so verbunden, dass sie einen im- 
posanten, man kann sagen wehrhaften, schlossartigen Anblick 
gewähren, die Wohnungen des Vorstehers und seiner Gehülfen 
so eingerichtet, dass sie ihnen den Ueberblick über die Eingänge 
und die Beobachtung der Studenten und Diener gestatten. Dabei 
durfte es dann an grossen Höfen und Gärten für Luftgenuss und 
Bewegung nicht fehlen, und endlich ist, ungeachtet der ange- 
messenen Höhe und Luftigkeit der Lehr- und Schlafsäle, doch 
dafür gesorgt, dass den erwärmenden Sonnenstrahlen der Weg 
so wenig wie möglich versperrt Wird. Die Sitte sehr flacher 
Dächer, die von nun an in der englischen Gothik beibehalten 
wurde, scheint damit zusammenzuhängen und ist hier zum ersten 
Male beharrlich durchgeführt. Ueberhaupt wurden diese Anlagen 
für die zahlreichen Collegien, deren Stiftung nun wetteifernd 
folgte, Vorbilder, so dass der eigenthümliche weltlich-kirchliche 
Charakter, die Verbindung des behaglich Wohnlichen mit dem 
klösterlich Abgeschlossenen, welcher diese Bauten in Oxford und 
Cambridge so anziehend macht, hauptsächlich auf Wykeham 
zurückgeführt werden kann. Neben den Rücksichten der Nütz- 
lichkeit wurden dann aber auch die der Schönheit keinesweges 
vernachlässigt, und auch in dieser Beziehung sind diese Räume, 
namentlich die Kapellen, noch immer ein gerechter Gegenstand 
der Bewunderung. Die zu Winchester ist ein einschifiiges
	        
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