202
Englische
Architektur.
setzte. Die Anlage solcher grossen Fenster wurde daher eine
der Wichtigsten Aufgaben der Architekten und die Vergleichung
der vielen noch erhaltenen Exemplare zeigt, wie sehr sie davon
erfüllt, wie unermüdlich sie in neuen Erfindungen und Combina-
tionen waren. Beides, das Constructive des inneren Steinga-
rüstes und das Formenspiel des Maasswerks, beschäftigte sie in
gleicher Weise, und wir haben schon gesehen, welche Mannig-
faltigkeit der Formen daraus hervorging. Für die Unterstützung
des Fensterbogens war durch die dichten Verschlingungen des
fliessenden Maasswerkes schon hinlänglich gesorgt, allein bei
der immer zunehmenden Vergrösserung der Fenster, wo die frei-
stehenden Pfosten bis zum Anfange der inneren Arcaden oft eine
Höhe von zwanzig bis dreissig Fuss erreichten, schien es nöthig,
auch diesen, da man sie doch möglichst schlank halten wollte,
eine Unterstützung zu geben. Wahrscheinlich war dies der
Zweck, welchen der Baumeister der schon erwähnten Kirche zu
Dorchester erreichen wollte, indem er sein Fenster als den Baum
Jesse behandelte und so die Berechtigung erlangte, von dem
mittleren Pfosten als Stamm des Baumes Zweige ausgehen zu
lassen, welche die anderen Pfosten durchschnitten und so hori-
zontale Verbindungen bildeten. Dies phantastische Spiel liess
sich aber doch nicht leicht wiederholen und man musste sich auf
directerem Wege helfen. Dies geschah dann entweder in der
Weise, dass man etwa auf halber Höhe der Pfosten aus ihnen
Maasswerkverschlingungen entwickelte, welche ein breites,
durchsichtiges Band bildeten?) oder noch einfacher so, dass man
ihre äussersten Rundstäbe zu Kleeblattbögen zusammentreten
liess und darauf einen geraden Querbalken (transom) legtew).
Diese letzte Form behielt als die solidere und leichtere den Vor-
zug und wurde seit etwa 1360 neben dem bisherigen fliessenden
Maasswerke angewendet. Dies war aber offenbar nicht harmo-
nisch; die sehr ins Auge fallende rechtwinkelige Durchschnei-
dung der Pfosten durch jenen Querbalken forderte auch stren-
gere, wo möglich gerade Linien in dem oberen Maasswerke.
Man war daher veranlasst die einzelnen Verticallinien, welche
Britton, Cathedral Ant. V01. V, pl. 6, IV, pl. 13.
Derselbe, Archit. Anüqu. V01. V, Windows nro. 18.