Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Der 
Vorchor 
VOll 
Ely. 
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kleiner, so ist dagegen der Schmuck an ihnen viel umfangreicher 
geworden. In den Bogenzwickeln, an den Consolen, und vor 
Allem im Maasswerk Wogen die krausesten, lebendigsten Linien, 
in den tiefen Höhlungen der Bögen sind stark schattende Blumen 
gehäuft, jene trichterförmige Console ist wie eine umgekehrte 
Fialenspitze mit Blatthäkchen gespickt. Und dies Alles ist noch 
dürftig gegen das Triforium, wo kein Fleck frei bleibt, wo das 
Maasswerk wie Spitzenarbeit ausgezackt, wie Diamanten facet- 
tirt ist. Noch ganz oben vor dem Ober-lichte am Schildbogen des 
reichen Fächergewölbes ist ein Kranz von hängenden Bögen an- 
gebracht. Alle diese Einzelheiten sind anmuthig, mit höchster 
Meisterschaft und Eleganz behandelt, der kühne Schwung der 
Linien ergreift den Beschauer und reisst ihn mit sich fort. Aber 
freilich dauert dies nicht lange; Auge und Phantasie sind bald 
ermüdet, suchen nach Ruhe und vermissen unter der üppigen 
Fülle des Schmuckes den organischen Zusammenhang des Gan- 
zen. Jedenfalls sagen wir uns bald, dass dieser Schmuck mehr 
der rauschenden Festfreude weltlicher Lust als der Würde 
kirchlicher Feier entspricht. Für solche Betrachtungen war in- 
dessen in der Bauhütte von Ely die Zeit noch nicht gekommen; 
die Ladykapelle (hier ungewöhnlicher Weise nicht auf der Ost- 
seite, sondern als isolirter Bau dem nördlichen Kreuzgange an- 
gefügt), deren beim Einsturz des Thurmes kaum begonnener 
Bau erst jetzt nach der Mitte des Jahrhunderts wieder aufge- 
nommen wurde, prangt in ganz ähnlicher WVeise, mit noch grös- 
serer Leichtigkeit und noch reicherem Schmucke k). 
Aehnlich sind auch die östlichen Theile des Chores und die 
Ladykapelle der Kathedrale von Wells, beide wahrscheinlich in 
der zweiten Hälfte des Jahrhunderts entstanden Wß). Die letzte 
e) Winkles 11, 61. 
 Zwar soll schon der im Jahre 1264 verstorbene Bischof in der neuen 
Kapelle der Jungfrau begraben sein (Britton, Cath. Ant. IV, S. 85], indessen 
muss, wenn dies wirklich dieselbe Kapelle ist, der Bau nachher eine durch- 
gängige Aenderung erlitten heben, da seine Formen nicht blos weit über die 
noch ziemlich strengen des erst 1293 bis 1302 erbauten Kapitelhauses hinaus- 
gehen, sondern überhaupt auf eine etwa hundert Jahre spätere Zeit hinweisen. 
Vergl. a. a. O. Ansieht und Durchschnitt des Chors pl. XIV und XV, die 
Innenansicht der Ladykapelle pl. XVII.
	        
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