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Englische
Architektur.
war. Allein wir haben keinen Grund, eine Kenntniss dieser Vor-
gänge bei unserem Meister vorauszusetzen und es ist viel wahr-
scheinlicher, dass die bereits vorhandenen, specilisch-englischen
Polygonbauten der Kapitelhäuser (von denen sogar das zu York
ebenfalls eine hölzerne Wölbung hatte) ihn zu der Verptlanzung
dieser Form in die Mitte der Kirche und in sehr viel grösseren
Dimensionen reizten. So wie sich die Kirche jetzt darstellt,
könnte man diese Kühnheit fast als eine tadelnswerthe Willkür
betrachten, indem das schlanke Aufstreben des imposanten Rau-
mes gegen die dunkelen, mit Balken gedeckten Gänge des roma-
nischen Langhauses und QuerschiHes allzu stark contrastirt und
durch das starke, hier zusammenströmende Licht dem weiter
östlich gelegenen Chor etwas von der ihm gebührenden Geltung
entzieht. Allein zur Zeit des Einsturzes und sogar bis zum Jahre
1'769 befand sich der Chor gerade in diesem Mittehaume, so
dass es recht eigentlich darauf ankam, ihm die höchste Auszeich-
nung zu gewähren. Die Details sind reich und leicht, das Fenster-
maasswerk in weichen, tliessenden Linien, die Gewölbdienste
überaus schlank, die Kapitäle mit zierlichem Blattwerk ge-
schmückt. Freilich ist nicht Alles dabei zu loben. Die aufstreben-
den Gewölbdienste öffnen sich ungefähr am 'l'riforiengesimse des
normannischen Baues zu breit ausladenden Kelehkapitälen, welche
in grossem, stattlich bekröntem Tabernakel Bildwerk aus der
Geschichte einer Localheiligen tragen, und hinter denen die
Dienste dann gemüthlich ihren Weg nach oben fortsetzen. Etwas
höher, neben den Giebelspitzen dieser Tabernakel , ist über dem
Arcadenbogen ein winziges 'l'riforium mit drei geschweiften Bögen
angebracht. Ganz sonderbar ist endlich, dass die Schildbögen des
Fächergewölbes etwas höher liegen, als die Triumphbogen der
Schiffe und als die Fensterbögen, und dass der dazwischen lie-
gende Raum durch geschweiftes, nicht eben schönes Maasswerk
gefüllt ist. Aber im Ganzen ist der Schmuck nicht überladen,
und die Ausführung im Einzelnen so vortrefflich, dass man diese
geringfügigen Missgriffe als Auswüchse derselben Originalität,
welche die ganze Anlage hervorbrachte, in den Kauf nehmen kann.
Die Aufrichtung des Mauerwerks am Octogon soll nur
sechs, die Herstellung der gewaltigen und künstlichen Holzarbeit