Kathedrale
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York.
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Jahr jüngere Fenster des Chorschlusses, aus neun kleineren, unter
drei grösseren Bögen vereinigten Abtheilungen bestehend, ist
zunächst zwei Mal durch Querbalken (transoms) getheilt und
hat oben eine Füllung von lauter rechteckigen, wenn auch zum
Theil mit Bögen überdeckten Feldern, deren schachbrettartiger
Wechsel das Auge ermüdet. Weitberühmt ist endlich die Facade,
in der That die schönste und denen des Contineilts ähnlichsta in
England, überaus reich und vollständig in vertiealei- Gliederung
belebt. Vier kräftig vertretende, mit gleichen Nischen ge-
schmückte Strebepfeiler theilen die ganze Breite den drei Schiffen
entsprechend und bilden in ihren Absätzen eine genügende Vor-
bereitung und Begründung der beiden 'l'hürme'k). Die hierdurch
angedeutete aufstrebende Bewegung ist denn auch in allen ein-
zelnen Theilen durchgeführt, und erhält eine mächtige Betonung
durch das gewaltige Mittelfenster in seiner schlanken zugespitzten
Gestalt, nicht minder durch je zwei dreitheilige, eines über dem
anderen angebrachte grosse und schlanke Fenster in den Seiten-
schitfen, welche als Vorläufer der gewaltigen Schallölfnung des
'l'hurn1es erscheinen. Auch sind alle freien Stellen der Mauer
durch senkrechte Stäbe in schlanke Felder getheilt, so dass das
Ganze wie ein reicher Kanon in allen Stimmen das Thema des
Aufvsrärtsstrebens wiederholt. Hat man dies aber anerkannt, so
kann man sich auch die Mängel nicht verhehlen. Zunächst ist
denn doch die sonst vernachlässigte Verticale hier ein Mal allzu
ausschliesslich berücksichtigt; nicht blos fehlt es an jedem kräf-
tigen horizontalen Bande, sondern die schwachen Versuche der
ganzen oder theilweisen Durchführung einzelner Gesimse machen
auf diesen Mangel erst recht aufmerksam, und die einzigen be-
deutsamen Theile der ganzen Wandfläche , die Fenster, sind so
gestellt, dass ihre Grundlinien verschiedene Höhe haben und sich
also durchschneiden. Dazu kommt dann der alte Fehler der eng-
lischen Gothik, die Kleinheit der Portale; die Seitenportale sind
Ü) Vergl. die Abbildung bei Winkles S. 64, und die bessere bei Britton
a. a. O. pl. X. Der grosse Reichthum der Details würde in einem Holzschnitte
im Formate meines Buches nicht zu seinem Rechte kommen. Die Abbildung
im Conv. Lax. f. bild. K. IV, S. 429 ist nicht einmal in den Hauptlinien richtig.
Eine Seitenansicht der Kathedrale im Guhl-Lübkeschen Atlas Taf. 53.