Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Kathedrale 
VOD 
York. 
185 
Jahr jüngere Fenster des Chorschlusses, aus neun kleineren, unter 
drei grösseren Bögen vereinigten Abtheilungen bestehend, ist 
zunächst zwei Mal durch Querbalken (transoms) getheilt und 
hat oben eine Füllung von lauter rechteckigen, wenn auch zum 
Theil mit Bögen überdeckten Feldern, deren schachbrettartiger 
Wechsel das Auge ermüdet. Weitberühmt ist endlich die Facade, 
in der That die schönste und denen des Contineilts ähnlichsta in 
England, überaus reich und vollständig in vertiealei- Gliederung 
belebt. Vier kräftig vertretende, mit gleichen Nischen ge- 
schmückte Strebepfeiler theilen die ganze Breite den drei Schiffen 
entsprechend und bilden in ihren Absätzen eine genügende Vor- 
bereitung und Begründung der beiden 'l'hürme'k). Die hierdurch 
angedeutete aufstrebende Bewegung ist denn auch in allen ein- 
zelnen Theilen durchgeführt, und erhält eine mächtige Betonung 
durch das gewaltige Mittelfenster in seiner schlanken zugespitzten 
Gestalt, nicht minder durch je zwei dreitheilige, eines über dem 
anderen angebrachte grosse und schlanke Fenster in den Seiten- 
schitfen, welche als Vorläufer der gewaltigen Schallölfnung des 
'l'hurn1es erscheinen. Auch sind alle freien Stellen der Mauer 
durch senkrechte Stäbe in schlanke Felder getheilt, so dass das 
Ganze wie ein reicher Kanon in allen Stimmen das Thema des 
Aufvsrärtsstrebens wiederholt. Hat man dies aber anerkannt, so 
kann man sich auch die Mängel nicht verhehlen. Zunächst ist 
denn doch die sonst vernachlässigte Verticale hier ein Mal allzu 
ausschliesslich berücksichtigt; nicht blos fehlt es an jedem kräf- 
tigen horizontalen Bande, sondern die schwachen Versuche der 
ganzen oder theilweisen Durchführung einzelner Gesimse machen 
auf diesen Mangel erst recht aufmerksam, und die einzigen be- 
deutsamen Theile der ganzen Wandfläche , die Fenster, sind so 
gestellt, dass ihre Grundlinien verschiedene Höhe haben und sich 
also durchschneiden. Dazu kommt dann der alte Fehler der eng- 
lischen Gothik, die Kleinheit der Portale; die Seitenportale sind 
Ü) Vergl. die Abbildung bei Winkles S. 64, und die bessere bei Britton 
a. a. O. pl. X. Der grosse Reichthum der Details würde in einem Holzschnitte 
im Formate meines Buches nicht zu seinem Rechte kommen. Die Abbildung 
im Conv. Lax. f. bild. K. IV, S. 429 ist nicht einmal in den Hauptlinien richtig. 
Eine Seitenansicht der Kathedrale im Guhl-Lübkeschen Atlas Taf. 53.
	        
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