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also sehr der continentalen Gothik und ist neben die besten
Leistungen dieser Zeit zu stellen. An einigen englischen Son-
derbarkeiten fehlt es auch hier nicht; so sind überall da, wo die
Dienste des Mittelschitfes sich über die Kapitäle der niedrigeren
Dienste erheben, Büsten angebracht, meistens in Lebensgrösse,
oft mit karikirteil Zügen, die nur an einer Seite auf jenen Kapi-
tälen feststehen, an der anderen aber ohne Stütze sind. So ist
ferner den Gewölbrippeil des Mittelschilfes an der Stelle, wo
die Diagonalen sich von dem Quergurt ablösen, ein dreifaches
scharf profilirtes Band umgelegt, welches ohne statischen Zweck
den Rippen einen Ausdruck Weicher Schwäche giebt, als ob sie
zusammengehalten werden müssten, um nicht zu frühe ausein-
ander zu weichen de). Aber bei alledem macht dies Langhaus
einen würdigeren, grossartigeren Eindruck als vielleicht irgend
ein anderes in England. Der Chor folgt den Formen des Schiffes,
doch mit mehreren Veränderungen. Die Pfeiler sind kräftiger
gegliedert, mit grösserer Verschiedenheit der jungen Dienste von
den alten, die Bögen der Arcaden nun Wirklich gleichseitig, also
niedriger wie bisher, und haben dadurch eine Vergrössenmg und
reicheren Schmuck des Triforiums gestattet. Jene ungewöhn-
lichen Bänder der Gewölbrippen sind fortgelassen, dafür aber
noch einige Zwischenrippen hinzugefügt, welche das Netz der
Gewölbe bunter und unruhiger machen. Endlich ist das Maass-
werk ein anderes, nämlich perpendiculares geworden, was be-
sonders auffällt, wenn man das gewaltige Westfenster (25 Fuss
breit und 55 Fuss hoch) mit dem noch viel kolossaleren Fenster
am Ostende (31 Fuss breit und 78 Fuss hoch) vergleichtw).
Jenes (1338) trägt auf seinen acht schlanken Arcaden zwar
nicht mehr geometrisches, sondern fliessendes Maasswerk, das
hier wie in mehreren anderen Fällen sehr dicht, und zugleich
durch stärkere dazwischen gelegte Curven zu grösseren, l1erz-
oder blattförmigen Figuren verbunden ist. Das freilich fast 70
m) Nach John Henry Parker, medieval architecture of Chester (1858) ist
das Gewölbe im Schiffe (nicht wie Kugler Gesch. d. Bauk. III, S. 167 sagt
sämmtliches Hochgewölbe des Münsters) von Holz. Britton, a. a. O. S. 46,
53, 57, bemerkt dies blos bei dem Kreuzschiife und Kapitelhause, so dass er
alles Uebrige für Steinwölbung gehalten zu haben scheint.
"Ü Britton a. a. O. pl. XIX und XXV.