Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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also sehr der continentalen Gothik und ist neben die besten 
Leistungen dieser Zeit zu stellen. An einigen englischen Son- 
derbarkeiten fehlt es auch hier nicht; so sind überall da, wo die 
Dienste des Mittelschitfes sich über die Kapitäle der niedrigeren 
Dienste erheben, Büsten angebracht, meistens in Lebensgrösse, 
oft mit karikirteil Zügen, die nur an einer Seite auf jenen Kapi- 
tälen feststehen, an der anderen aber ohne Stütze sind. So ist 
ferner den Gewölbrippeil des Mittelschilfes an der Stelle, wo 
die Diagonalen sich von dem Quergurt ablösen, ein dreifaches 
scharf profilirtes Band umgelegt, welches ohne statischen Zweck 
den Rippen einen Ausdruck Weicher Schwäche giebt, als ob sie 
zusammengehalten werden müssten, um nicht zu frühe ausein- 
ander zu weichen de). Aber bei alledem macht dies Langhaus 
einen würdigeren, grossartigeren Eindruck als vielleicht irgend 
ein anderes in England. Der Chor folgt den Formen des Schiffes, 
doch mit mehreren Veränderungen. Die Pfeiler sind kräftiger 
gegliedert, mit grösserer Verschiedenheit der jungen Dienste von 
den alten, die Bögen der Arcaden nun Wirklich gleichseitig, also 
niedriger wie bisher, und haben dadurch eine Vergrössenmg und 
reicheren Schmuck des Triforiums gestattet. Jene ungewöhn- 
lichen Bänder der Gewölbrippen sind fortgelassen, dafür aber 
noch einige Zwischenrippen hinzugefügt, welche das Netz der 
Gewölbe bunter und unruhiger machen. Endlich ist das Maass- 
werk ein anderes, nämlich perpendiculares geworden, was be- 
sonders auffällt, wenn man das gewaltige Westfenster (25 Fuss 
breit und 55 Fuss hoch) mit dem noch viel kolossaleren Fenster 
am Ostende (31 Fuss breit und 78 Fuss hoch) vergleichtw). 
Jenes (1338) trägt auf seinen acht schlanken Arcaden zwar 
nicht mehr geometrisches, sondern fliessendes Maasswerk, das 
hier wie in mehreren anderen Fällen sehr dicht, und zugleich 
durch stärkere dazwischen gelegte Curven zu grösseren, l1erz- 
oder blattförmigen Figuren verbunden ist. Das freilich fast 70 
m) Nach John Henry Parker, medieval architecture of Chester (1858) ist 
das Gewölbe im Schiffe (nicht wie Kugler Gesch. d. Bauk. III, S. 167 sagt 
sämmtliches Hochgewölbe des Münsters) von Holz. Britton, a. a. O. S. 46, 
53, 57, bemerkt dies blos bei dem Kreuzschiife und Kapitelhause, so dass er 
alles Uebrige für Steinwölbung gehalten zu haben scheint. 
"Ü Britton a. a. O. pl. XIX und XXV.
	        
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