Kathedrale
VO ll
Lichfield.
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ecke, also eine Gestalt, bei der nicht einmal die Grundlinie eine
gerade Linie ist, sondern das darunter hinlaufende Gesims als
Bogen tangirt, und der überhaupt der senkrechte, den Fenster-
pfosten entsprechende Theil fehlt, so dass drei Kreise mit einge-
legten Dreipässen sie vollständig füllen, welche dann in den nach
gewohnter Weise gestalteten Fenstern der Seitenschiffe über den
Pfosten sich wiederholen und so die Uebereinstimmung beider
Fensterreihen darthun. Es ist ein Luxus theils des Regelmäs-
sigen, theils feiner Beziehungen. Nicht minder ist der Reich-
thum der Gliederungen und Verzierungen bis zur Verschwen-
dung getrieben. Die Pfeiler aus einer Menge von wechselnden,
aber immer noch schwachen Diensten, die Bögen aus dünnen
Rundstähen zusammengesetzt, die Kapitäle mit ihrem wie lo-
ckiges Haar weich herabhäugendem Blattwerk, am 'l'riforium die
grosse Zahl der Säulchen mit Blattkapitälen, und endlich der
Blumenschmuck in den Kehlen der Archivolten, der am Trifo-
rium zwei Mal und dann noch am Schildbogen vorkommt, Alles
giebt zwar einen gcfälligen, aber keineswegs kirchlichem Ernste
zusagenderl Schmuck. Dazu kommt dann noch die grosse Zahl
von Charakterköpfen in dieser Ornamentatiorl; alle Archivolten
ruhen darauf, in jedem Joche des Mittelschiffes sind drei, zwei
am Scheidbogeu, einer am 'l'rif'orium, in jedem des Seitenschiffes
an den unter den Fenstern herlaufenden Arcaden sechs, im
Ganzen mehr als hundert und zwanzig, zum 'l'heil sich wieder-
holend , gewiss ohne symbolische Bedeutung, aber mit sicherem
Meissel leicht, lebendig, charakteristisch ausgeführt.
Einfacher ist die Ladykapelle, für deren Vollendung ihr
Stifter im Jahre 1321 ein Legat hinterliess. Einschiflig, mit drei
Seiten des Achtecks geschlossen, von schlanken dreitheiligen
Fenstern, mit sehr regelmässigem Maasswerk beleuchtet, erin-
nert sie an deutsche Bauten ü), und erst, wenn man das Einzelne
ansieht, die Arcaden unter den Fenstern mit ihren wie Schwa-
nenhälse weich aus der Wandfläche sich hervorbiegenden Bogen-
m) Die schönen Glasgexnälde, die man hier sieht, stammen wirklich aus
Deutschland, nämlich aus dem Nonnenkloster Herkenrath am Niederrhein. Sie
tragen die Jahreszahlen 1532 und 1539 und sind erst 1803 durch Kauf nach
England gekommen.