Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Kathedrale 
VOll 
Exeter. 
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iVir finden also auch hier, wie in der vorigen Epoche, die Vor- 
liebe für die ungerade Zahl der Lichtöffnungen, welche man auf 
dem Continent nur bei abschliessenden Fenstern, bei den in einer 
Flucht gelegenen aber meistens die gerade Zahl anwendete. 
Am Fusse der Fenster über dem Triforium läuft eine Balustrade 
von durchbrochenem Maasswterk, ähnlich wie an etwas anderer 
Stelle in den Münstern von Strasburg und Freiburgit). Alles 
Uebrige ist dann aber ganz englisch, der gerade Chorsehluss, 
die mächtigen Fenster der Schlusswände in Westen und Osten 
und besonders das Fächergcwölbe, in welchem von jedem Ka- 
pitäle fünf Rippen zum Längenscheitel und je dreizu den Schei- 
telrippen der Schildbögen aufsteigen und mit ihrem leichten Auf- 
sehwunge dem Ganzen, ungeachtet der geringen Höhe, eine ge- 
wisse Leichtigkeit geben. Fühlbarer wird diese niedrige Hal- 
tung im Aeusseren, wo die Länge des Gebäudes durch die fast 
in der Mitte (lerselbeil aufsteigenden normannischen 'l'hürme 
recht betont wird. Auch hier mischen sich wieder fremdländi- 
sehe mit einheimischen und mit sehr originellen, diesem Bau- 
meister eigenen Gedanken. Das Strebewerk ist kräftiger und 
vollständiger als sonst in der englischen Gothik durchgeführt, 
dagegen ist das Dach ringsum, sogar an allen Nebenbauten, von 
grossen und starken Zinnen umgeben, welche in England jetzt 
immer beliebter Wurden. Selbst den Sehlusswändeil in Osten 
und Westen fehlen sie nicht, indem die Giebel zu diesem Zwecke 
etwas zurückgestellt sind. Sehr eigenthümlieh, wenn auch nicht 
schön, ist die Faeade. Thürme fehlen ihr und sie würde also 
an und für sich den Durchschnitt des Langhauses gezeigt haben, 
Wobei denn auch die Strebebögen über den SeitensehiEen sichtbar 
geworden wären. Dies missfiel dem Baumeister; er verkleidete 
sie daher, indem er in die Winkel dreieckige, mit blindem Maass- 
Werk verzierte Mauern legte, deren von der Ecke des Obersehilfes 
bis zu der der Seitenschiife schräg herablaufende Seite er Wie- 
derum durch Zinnen bekrönte. Dieser Gedanke ist um so wun-- 
derlicher, weil diese Schräge nicht einmal wie bei den ähnlichen 
Scheinfaeaden in Italien mit der Dachschräge des Obersehiffes 
eine zusammenhängende Linie bildet, sondern, da der Giebel wie 
i") Vergl. oben Band V, S. 506. 
VI. 1 2
	        
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