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England.
welche mit alleiniger Ausnahme zweier normannischer Thürme
ganz einem Neubau aus dieser Epoche angehört, der zwar schon
1280 begonnen, aber erst im Laufe des vierzehnten Jahrhunderts
mit Eifer betrieben und 1370 beendet wurde. Zwischen jenen
beiden mächtigen Thürmen, deren Grundmauern die Kreuzarme
bilden, erstreckt sich die Kirche mit unveränderter Breite und
Höhe 320 engl. Fuss lang, um dann mit einer noch 60 Fuss
langen, aber niedrigeren Ladykapelle zu schliessem Diese grosse
Länge fällt um so mehr auf, als die Höhe des Mittelschiffes nur
66 Fuss, kaum das Doppelte der lichten Mittelschiff breite, beträgt.
Die ganze Anlage ist also eine ächt englische; dagegen ist in der
Weiteren Ausführung nicht zu verkennen, dass der Baumeister,
obgleich anscheinend ein Engländer, doch continentale Gothik
gekannt und berücksichtigt hat. Englische Beschrciber erinnern
namentlich an das Strasburger Münster, das bekanntlich auch
an zu geringer Höhe leidet, und allerdings finden sich einige
Aehnlichkeiten mit diesem und mit dem verwandten Freiburger
Münster, die indessen nicht auf directe Nachahmung schliessen
lassen. Die Pfeiler bestehen wie dort aus sechszehn auf rauten-
förmigem, niedrigem Sockel stehenden Halbsäulen mit iliedrigen
Kapitälen, die aber hier alle in gleicher Höhe liegen, so dass die
Gewölbdienste des Mittelschiifes nicht wie in den deutschen
Münstern in kräftiger Gestalt vom Boden, sondern erst über dem
Kapitäl der Halbsäulen von der beliebten trichterförmigen Con-
sole aufsteigen. Auch Oberlichter und Triforium sind ganz ver-
schieden; in Strasburg beide schon mit einander verschmolzen,
und alle Fenster viertheilig und mit gleichem Maasswerk, hier
das Triforium eine niedrige Arcatur von vier gleich hohen Bögen,
von den Fenstern dagegen nur wenige vier- bei weitem die mei-h
sten fiinftheilig, und das Maasswerk mehrfach wechselnd, zum
Theil noch geometrisch, doch in eigenthümlichen Formen und
mit eingemischten Lancetbögen, zum Theil schon mehr fliessend de).
schenswerth, dass meine Leser Britton's Cathedral Antiquities oder Wiukles
English Cathedrals zur Hand nehmen, um darin die im Texte erwähnten Theile
der Bauten aufzuschlagen. Die Kathedrale von Exeter findet sich bei Britton
V01. IV, bei Winkles V01. II, pag. 97 ff.
"Ü Vgl. eine Zusammenstellung von solchen Fenstern bei Britton a. a. O.p1.XII.