Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

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Belgische 
Stadtbauten. 
einem Anlaufe zu widerstehen und das städtische Aerar, sowie 
die obrigkeitlichen Personen zu sichern. Die Verhältnisse zur 
Geistlichkeit scheinen hier nicht von der Art gewesen zu sein, 
dass man sich zu diesem Zwecke, wie es in deutschen Städten 
z. B. in Soest der Fall gewesen zu sein scheint, kirchlicher Bau- 
ten bedienen mochte, und der bürgerliche Stolz fand bald eine 
Befriedigung darin, diesen Thurm, den Belfried (beffroi) wie 
man ihn nannte, als ein Zeichen städtischer Freiheit und Macht, 
recht hoch und imposant zu bilden. Das Gewerbe aber forderte 
Hallen, Weite, bedeckte Räume, wo die Verkäufer, gegen Un- 
wetter geschützt, ihre XVaaren ausbreiten und anbieten konnten. 
Man hatte solche Hallen auch für den täglichen Verkehr, Brod- 
und Fleischhallen, indessen vorzugsweise dachte man doch dabei 
an den grossen Welthandel, in dessen Besitz sich diese Städte 
befanden und von dem ihre Wohlfahrt abhing, besonders an die 
Tuchfabrikation, Welche die flandrischen und brabantischen Städte 
damals für ganz Europa betrieben. Diese Tuchhallen wurden an- 
fangs Wahrscheinlich in Holz, dann seit dem dreizehnten Jahr- 
hundert in soliderer Weise erbaut, und nun so beliebt, dass im 
vierzehnten, Wo die Blüthe dieses Gewerbes ihren Gipfel erreichte, 
ein stattliches Gebäude dieser Art keiner einigermassen bedeu- 
tenden Stadt fehlte. Es bestand stets aus einem kräftigen, durch 
viele Thüren zugänglichen Unterbau von beträchtlicher Höhe für 
den eigentlichen Marktverkehr, und darüber aus einem oder zwei 
durch viele Fenster stark beleuchteten Stockwerken. Diese beiden 
städtischen Zwecke, der gewerbliche und der der öffentlichen 
Sicherheit, liessen sich aber auch vereinigen, indem die Hallen 
nicht blos den Unterbau jenes Thurmes ersparen, sondern auch 
selbst im Nothfalle für V ertheidigungsztvecke benutzt werden 
konnten. Der Plan gestaltete sich dann dahin, dass die Halle als 
breit hingcstrecktes Gebäude eine Seite des Hauptplatzes der 
Stadt einnahm und auf ihrer Mitte der gewaltige Thurm aufstieg. 
Ueberaus charakteristisch ist diese Verbindung an der Halle zu 
Brügge, wo das Gebäude grösstentheils in Ziegeln erbaut und 
in schwereren Formen zinnenbekrönt sich breit hinlagert, und der 
Thurmriese, vom Boden an durch die festere Mauermasse und das 
Fortbleibeil der OeWnnngc-n und Fenster bezeichnet, in gewaltiger
	        
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