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Belgische
Stadtbauten.
einem Anlaufe zu widerstehen und das städtische Aerar, sowie
die obrigkeitlichen Personen zu sichern. Die Verhältnisse zur
Geistlichkeit scheinen hier nicht von der Art gewesen zu sein,
dass man sich zu diesem Zwecke, wie es in deutschen Städten
z. B. in Soest der Fall gewesen zu sein scheint, kirchlicher Bau-
ten bedienen mochte, und der bürgerliche Stolz fand bald eine
Befriedigung darin, diesen Thurm, den Belfried (beffroi) wie
man ihn nannte, als ein Zeichen städtischer Freiheit und Macht,
recht hoch und imposant zu bilden. Das Gewerbe aber forderte
Hallen, Weite, bedeckte Räume, wo die Verkäufer, gegen Un-
wetter geschützt, ihre XVaaren ausbreiten und anbieten konnten.
Man hatte solche Hallen auch für den täglichen Verkehr, Brod-
und Fleischhallen, indessen vorzugsweise dachte man doch dabei
an den grossen Welthandel, in dessen Besitz sich diese Städte
befanden und von dem ihre Wohlfahrt abhing, besonders an die
Tuchfabrikation, Welche die flandrischen und brabantischen Städte
damals für ganz Europa betrieben. Diese Tuchhallen wurden an-
fangs Wahrscheinlich in Holz, dann seit dem dreizehnten Jahr-
hundert in soliderer Weise erbaut, und nun so beliebt, dass im
vierzehnten, Wo die Blüthe dieses Gewerbes ihren Gipfel erreichte,
ein stattliches Gebäude dieser Art keiner einigermassen bedeu-
tenden Stadt fehlte. Es bestand stets aus einem kräftigen, durch
viele Thüren zugänglichen Unterbau von beträchtlicher Höhe für
den eigentlichen Marktverkehr, und darüber aus einem oder zwei
durch viele Fenster stark beleuchteten Stockwerken. Diese beiden
städtischen Zwecke, der gewerbliche und der der öffentlichen
Sicherheit, liessen sich aber auch vereinigen, indem die Hallen
nicht blos den Unterbau jenes Thurmes ersparen, sondern auch
selbst im Nothfalle für V ertheidigungsztvecke benutzt werden
konnten. Der Plan gestaltete sich dann dahin, dass die Halle als
breit hingcstrecktes Gebäude eine Seite des Hauptplatzes der
Stadt einnahm und auf ihrer Mitte der gewaltige Thurm aufstieg.
Ueberaus charakteristisch ist diese Verbindung an der Halle zu
Brügge, wo das Gebäude grösstentheils in Ziegeln erbaut und
in schwereren Formen zinnenbekrönt sich breit hinlagert, und der
Thurmriese, vom Boden an durch die festere Mauermasse und das
Fortbleibeil der OeWnnngc-n und Fenster bezeichnet, in gewaltiger