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Die
Niederlande.
allen grösseren Kirchen hat der Chorschluss die reiche französi-
sche Anlage mit Umgang und Kapellenkranz; so namentlich bei
allen fünfschiftigen (wohin S. Peter in Leyden hier nicht gehört,
weil nur das Langhaus fünf, der Chor aber drei Schiffe hat) und
ausserdem in Holland an den Liebfrauen-Kirchen von Dortrecht
und Amsterdam, der Lorenzkirche. zu Rotterdam und der Ste-
phanskirche zu Nymwegen, in Belgien an den Domen von Me-
cheln, Löwen, Mons, an St. Michael in Gent und an St. Salvator
in Brügge u. a. An der Stephanskirche zu Nymwegen ist es
eigenthümlich, dass die einzelnen Kapellen nicht wie gewöhnlich
drei-, sondern zweiseitig schliessen, so dass die Achse nicht auf
die Mitte einer Seite, sondern in einen Winkel fällt, und an St.
Walburgis in Zütphen haben die den Umgang begleitenden Ka-
pellen sogar eine viereckige Gestalt, so dass der äussere Ab-
schluss die einzelnen Kapellen nicht erkennen lässt, sondern ein
einziges schweres Polygon bildet. Allein beide keinesweges
glücklichen Abweichungen von der sonst beobachteten Regel
werden erst der folgenden Epoche angehören
Wichtiger ist eine andere, Wahrscheinlich in den Nieder-
landen aufgekommene Choranlage, bei welcher zwar der Umgang
und ein Kranz von Kapellen mit selbstständig hervortretenden
Polygonseiten bestehen, beide aber verkürzt und gewissermassen
zusammengezogen sind. Bisher hatte man nach dem Vorgange
der Kathedrale von Amiens die einzelnen Kapellen durch fünf
Seiten des Achtecks gebildet, von denen drei frei nach aussen
heraustreten, die beiden anderen aber im Inneren liegen als
Zwischenwände zwischen je zwei Kapellen und zugleich als
sehr kräftige, keilförmig nach innen abnehmende Strebepfeiler.
Die Kapellen sind dabei durch ein selbstständiges Rippengewölbe
mit sechs Kappen überwölbt, von denen fünf den Seiten des Acht-
a. a. O. Nro. 19. Dagegen hat St. Martin in Ypeni eine der Victorsklrche in
Xanten ähnliche, aber dem Uebergangsstyl angehörige Anlage. Vgl. meine
Niederl. Br. S. 420 mit Schayes III, 59.
i") Vgl. die Abbildungen im Organ a. a. 0., S. 4 u. 37. Der Chor der
Stephanskirche gleicht einigermaassen dem unseres Freiburger Münsters, ist;
aber doch weniger manierirt, weil er die ungerade Kapellenzahl beibehalten
hat, so dass nicht wie in Freiburg die Achse des ganzen Gebäudes auf einen
Yoltretenden Strebepfeiler stösst.